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Fatale Folgen einer Selbstdarstellung

Christiane Hörbiger und Katja Studt als Mutter und Tochter in »Die Frau im roten Kleid«

ARD, 20.15 Uhr: Spannung ist angesagt, wenn sich Christiane Hörbiger als »Die Frau im roten Kleid« zeigt. Mit im Spiel sind Kagtja Studt, Bernhard Schir und Michael Greiling.
Ein seltener Moment der Eintracht: Ines Kupfer (Christiane Hörbiger, re.), natürlich im roten Kleid, möchte mit ihrer Tochter Nathalie (Katja Studt) endlich ins Reine kommen.Foto: ARD

Christiane Hörbiger macht keinen Hehl aus ihren 67 Lebensjahren. Eine Rollenfestlegung gibt es dadurch nicht. Sie scheut sich nicht, wie im ARD-Film »Mathilde liebt« vor erotischen Szenen, sie spielt aber auch Großmütter wie die Oma in der »Räuber Hotzenplotz«-Neuverfilmung. Oder heute eine zickig-egozentrische Diva fortgeschrittenen Alters.
Großmutter ist die Österreicherin mit Schweizer Pass wirklich. Eine nur um sich selbst kreisende, sich unentwegt in Szene setzende Primadonna will sie aber keineswegs sein. Mit umso größerer Wonne spielt sie die Star-Schauspielerin Ines Kupfer, für die selbst noch die Hochzeit der Tochter ein Anlass zu pompöser Selbstdarstellung ist.
Doch das Fest in ihrer Villa am See wird zum Eklat. Die Tochter (Katja Studt) wehrt sich gegen den Klammergriff der Mutter. Der künftige Ehemann (Bernhard Schir) hatte auch schon mal etwas mit der Mama. Und dann ist da noch die alkoholkranke, tobend eifersüchtige Ehefrau (Verena Peter) des Leibarztes der Bildschirm- Königin (Peter Greiling). Die erscheint im gleichen roten Kleid wie die Brautmutter. Und dann liegt eine Leiche im Bootshaus. In flammend roter Balltoilette.
»Dies ist ein Melodram mit allen Grenzen des Genres«, verteidigt Christiane Hörbiger diesen nach einem Roman von Rose Miriam Reich gedrehten Film gegen den möglichen Vorwurf einer schlicht gestrickten Dramaturgie. »Es ist eine einfache, aber starke Geschichte, die sich leicht erzählen lässt. Das ist schon mal viel wert.«
Das titelgebende rote Kleid erinnert Christiane Hörbiger an ihren Einstieg ins Seriengeschäft damals in den achtziger Jahren als Gräfin in »Das Erbe der Guldenburgs«: »Eine Folge hieß sogar ÝDas rote KleidÜ«, berichtet sie. »Die Gräfin zieht es demonstrativ an, als sie vom Ehebruch ihres Mannes erfährt und für immer die Trauerkleidung ablegt.«
Den Einstieg damals ins mehr unterhaltende, leichte Fach nach langen harten Theaterjahren hat sie nie bereut: »Es hieß damals, kein ernsthafter Regisseur würde nun noch mit mir arbeiten wollen. Kürzlich erschien eine Liste der zehn wichtigsten deutschen Regisseure. Praktisch mit allen habe ich gearbeitet. Auch noch nach den Guldenburgs...«

Artikel vom 19.05.2006