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Wassertanks füllen A380

Riesenairbus im Test auf der ILA

Von Dorothée Junkers
Berlin (dpa). Wo in Kürze die Passagiere Platz nehmen sollen, stehen graue Wassertanks. An den unverkleideten Wanden hängen bunte Schläuche und Kabel, in den Ecken sind Kameras montiert: Das weltgrößte Passagierflugzeug, der Airbus A380, hat in Cockpit und Kabine in der Testphase noch wenig Ähnlichkeit mit einem Linienjet.

»Hier hängen hunderte Kilometer Kabel und mehrere Tonnen Versuchs-Ausrüstung«, erklärt Testpilot Peter Chandler beim Gang durch den Riesen-Flieger auf der Berliner Luftfahrtmesse ILA. Dort ist der A380 im täglichen Showprogramm zu sehen. Das noch karge Innere dürfen auf der Messe nur ausgewählte Gäste sehen.
Ein Testflugzeug ist voll mit Wassertanks, um das maximale Gewicht zu simulieren, erklärt Testingenieur Hermann Schmoeckel. In der doppelstöckigen Kabine sind 300 Wasserbehälter mit jeweils 80 Litern Volumen verteilt. Im Frachtraum können noch zusätzlich 10000 Liter hin und her gepumpt werden.
In den Liniendienst kommt die 290 Millionen Dollar teure Maschine der ILA zunächst nicht: Ebenso wie der erste Prototyp dient die »Seriennummer 4« zunächst der Erprobung des Flugverhaltens. Im Mittelpunkt stehen dabei auch die Ingenieure, die ganz vorne in der Kabine auf zwei Business-Class-Sesseln sitzen, umgeben von Bildschirmen und Messgeräten. Die Techniker hätten ständig alles im Blick, weiß Chandler: »Wir haben keine Geheimnisse im Cockpit und wenn wir etwas berühren, was wir nicht dürfen, werden wir gescholten.«
Mehrere tausend Teststunden muss der A380 absolvieren, bevor die ersten Serienflugzeuge Ende 2006 ausgeliefert werden dürfen. Etwa 30 Testpiloten beschäftige Airbus, sagt Sprecher Tore Prang.
Chandler war vor gut einem Jahr einer der ersten, der am Steuerknüppel des neuen Jets saß. Inzwischen hat der 52-jährige Brite 300 Flugstunden in der A380 auf dem Buckel. Erfahrung und Geschick seien für Testpiloten wohl vonnöten, meint Chandler. Besonderen Mut müsse er aber nicht mehr aufbringen: »Ich war früher Armeepilot, das war viel gefährlicher.« Auch seine Frau und seine beiden Söhne seien die Aufregung schon gewöhnt: Er fliege seit 30 Jahren.
Etwa zehn Jahre dauerte die Entwicklung der A380. Doch die Piloten bräuchten nur fünf Minuten, um sich im Cockpit an die neue Technik zu gewöhnen - zumindest, wenn sie zuvor den Langstreckenflieger A340 geflogen seien, sagt Chandler. Einigen neuen Luxus bietet die neue Ausrüstung Kapitän und Kopilot aber doch, etwa die Kommunikation mit der Kabinenbesatzung über Textnachrichten. »Irgendwann bekommen wir auch E-Mail ins Cockpit«, sagt Chandler augenzwinkernd.

Artikel vom 18.05.2006