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Ganz langsam verlischt das Licht

Premiere des Beckett-Stücks bei Ruhrfestspielen mit Otto Sander


Recklinghausen (dpa). Die Ruhrfestspiele Recklinghausen prunken in diesem Jahr mit klingenden Schauspielernamen. Nach Kevin Spacey in »Richard II.« und Désirée Nosbusch in »Der Widerspenstigen Zähmung« lockte nun Otto Sander in »Das letzte Band« von Nobelpreisträger Samuel Beckett ins ausverkaufte Kleine Haus der Ruhrfestspiele. Sander, der seine glanzvolle Karriere an der Berliner Schaubühne startete, brillierte erst kürzlich in Bochum als Hauptmann von Köpenick und erntete nun bei der Premiere vom »Letzten Band« am Dienstagabend lang anhaltenden Beifall.
Sander spielt in dem Ein-Personen-Stück Krapp, einen alten Mann. Er will ein Tonband abhören, offenbar verbringt er oft so seine Abende, allein, einsam. Das Band hat er in jüngeren Jahren besprochen: Es ist von einem Hund die Rede, von der Mutter, vor allem aber von der Liebe. Sanders Züge lassen keinen Zweifel - diese glücklichen Tage sind ein für alle Mal vorbei. Die Zeit fordert ihren Tribut. Das Alter ist schrecklich und eilt auf das Ende zu, den Tod.
Der Schluss ist besonders geglückt: Krapp sitzt bewegungslos auf seinem Stuhl. Langsam, fast unmerklich erlischt das Licht, Zeichen für das verrinnende Leben. (Weitere Aufführungen heute und am 19. und 20. Mai)

Artikel vom 18.05.2006