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Damit andere leben können: Ein
ganzes Krankenhaus spendet Blut

Einmalige Aktion im Franziskus-Hospital für das Deutsche Rote Kreuz

Von Jens Heinze und
Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). In der Großstadt ist gestern ein ganzes Krankenhaus zur Blutspende angetreten: Die 750 Mitarbeiter des Franziskus-Hospitals waren aufgerufen, sich ihren Lebenssaft vom Blutspendedienst des Roten Kreuzes abnehmen zu lassen. »Eine einmalige Aktion, die es bei uns noch nicht gegeben hat«, so Klösterchen-Geschäftsführer Dr. Georg Rüter.

Dr. Cora Bäumer und die Rettungssanitäter Rolf Schramm, Ludger Börsting, Jörg Lütke-Brochtrup sowie Krankenschwester Manuela Paus vom DRK-Blutspendedienst West aus Münster betreuten gestern zwischen 11 und 17 Uhr die Spender im Schwangeren-Gymnastikraum des Krankenhauses. »Das ist eine reine Solidaraktion des Klösterchens; die Mitarbeiter machen das freiwillig und opfern ihre Pausenzeiten für den guten Zweck«, freute sich Rüter über die große Resonanz bereits zum Auftakt.
Die Idee, die komplette Belegschaft eines Krankenhauses um einen Teil ihres Lebenssaftes zu bitten, geht vor dem Hintergrund der gesunkenen Spendebereitschaft auf eine knochenmarkkranke Patientin des Klösterchens zurück. »Der Körper der 50-jährigen Frau kann kein eigenes Blut mehr bilden. Deshalb muss sie ein- bis zweimal in der Woche zu uns, um mit Fremdblut versorgt zu werden«, berichtete Rüter.
Das ist kein Einzelfall, betonte Rot-Kreuz-Sprecher Frank Goersmeier vom Blutspendedienst West. Die Versorgung von Unfallopfern spiele nur noch in fünf Prozent aller Fälle eine Rolle. Fast jede zweite Blutspende werde heutzutage für die Behandlung von Krebspatienten eingesetzt. Goersmeier: »Bei einer schweren Chemotherapie zur Bekämpfung der tückischen Krankheit wird das Knochenmark so weit zerstört, dass der Körper kein Blut mehr bilden kann. Die Therapie würde den Menschen töten, wenn er nicht von außen gewisse Blutbestandteile zugeführt bekäme.«
Doch werde es immer schwieriger, vor allem in Großstädten wie Bielefeld neue Spender zu gewinnen. Selbst in ländlichen Regionen, wo Blutspenden zur guten Tradition gehöre, sei bei jüngeren Leuten die Bereitschaft gering, sich in den Dienst der guten Sache zu stellen, erklärte Goersmeier.

Artikel vom 18.05.2006