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Perspektiven für junge Arbeitslose

Werkstattjahr und »Berufsfachschule plus« sollen neue Chancen eröffnen


Bielefeld (sas). Jahr für Jahr verlassen etwa 200 junge Menschen in Bielefeld die Schule ohne einen Abschluss. Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind äußerst dürftig. Zusätzlich finden viele der jährlich 3800 Schulabgänger keinen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Diese beiden Gruppen, die sozial Benachteiligten und die »marktbenachteiligten« jungen Menschen, sollen an den städtischen Berufskollegs neue Perspektiven erhalten.
»Für knapp 200 Jugendliche, die noch nicht ausbildungsreif sind, wollen wir an den sechs Berufskollegs ÝWerkstattklassenÜ zur beruflichen Grund- und Vorbildung einrichten«, erklärt Schuldezernent Dr. Albrecht Peter Pohle. Ein Drittel ihrer Ausbildung sollen die jungen Leute am Kolleg, ein weiteres Drittel in der Praxis und den letzten Part dieses Jahres bei einem Bildungsträger absolvieren. »Ziel ist, sie zur Ausbildungsreife zu bringen.«
Die zweite temporäre Maßnahme richtet sich an Schulabgänger mit qualifizertem Abschluss, die aber gleichwohl keine Stelle bekommen haben. Immerhin ist die »Einmündungsquote« derer, die nach der Schule eine Ausbildung beginnen, in den Jahren 1992 bis 2005 von fast 80 auf 58 Prozent gesunken. Für sie soll es eine »Berufsfachschule plus« geben, eine dreijährige Ausbildung parallel zum Dualen System, die sie weitestgehend an einem Berufskolleg und ein Jahr lang in einem Betrieb absolvieren. »Sie werden mit einer Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer abschließen«, betont Pohle. Die einzelnen Bildungswege müssten noch definiert werden.
Schließlich sollen aber auch die Jugendlichen nicht zu kurz kommen, die eine Ausbildung machen: 628 000 Euro sollen in Modernisierungsmaßnahmen in Berufskollegs investiert werden. Einen großen Batzen in Höhe von 301 000 Euro verschlingt eine neue Druckmaschine.
Klassen für Werkstattjahre an den Berufskollegs sollen kurzfristig und aus Bordmitteln eingerichtet werden; Pohle betont die Kooperationsbereitschaft, der Schulleiter, »die auch die Not sehen«. Die insgesamt 1 832 000 Euro, die die geplanten Maßnahmen im kommenden Jahr kosten werden, sollen in den Haushalt 2007 eingebracht werden. Zunächst wird Anfang Juni der Schulausschuss, anschließend der Finanzausschuss und am Monatsende der Rat darüber beschließen. Weil in den politischen Gremien vorberaten wurde, erwartet Pohle Zustimmung. Die Folgefinanzierung der Maßnahmen in Höhe von knapp 3,4 Millionen Euro für die Jahre ab 2008 soll durch Umschichtungen aus der Schulpauschale aufgebracht werden. Diese beträgt jährlich etwa neun Millionen Euro.

Artikel vom 18.05.2006