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Konzentration auf Paris: Roger Federer.

Der Grand Slam
ist das große Ziel

Tennis: Federer ohne Angst vor Nadal

Von Hans Peter Tipp
Hamburg (WB). Fast schien es so, als könnten es nur die ganz Großen der Vergangenheit mit Roger Federer aufnehmen. Länger als der Schweizer, der seit Februar 2004 die Nummer 1 ist, führten nur Jimmy Connors und Ivan Lendl die Tenniswelt an. 13 Endspiele in Folge - wie Federer jetzt - das schaffte vor ihm nur Guillermo Vilas. Und das ist lange her.

Nun aber setzt ihm ein junger Spanier gewaltig zu. Rafael Nadal heißt der vor Kraft strotzende Herausforderer, der den besten Tennisspieler der Welt auf Sand zuletzt drei Mal in die Knie gezwungen hat. Bei den French Open geht das Duell um die Tenniskrone in die nächste Runde, bevor mit den 14. Gerry Weber Open (10. bis 18. Juni) in Halle die Rasensaison beginnt.
Paris aber soll für Federer zur Stadt der Träume werden. Darauf hat er sich so akribisch vorbereitet wie nie zuvor. Die »French Open« sind das einzige Turnier, das ihm in seiner Sammlung noch fehlt. Seit der Finalniederlage in 2005 gegen Nadal hat er die drei größten Turniere der Welt gewonnen - in Wimbledon, den USA und Australien. Damit ist der 24-Jährige nur einen Triumph davon entfernt, was Rod Laver vor 37 Jahren als letztem Mann gelang: alle vier Grand-Slam-Turniere hintereinander zu gewinnen. Für Federer wäre es zwar noch nicht der große Grand Slam (da nicht in einem Kalenderjahr), aber dennoch etwas Unglaubliches: »Ich weiß, das Ziel ist riesengroß.«
Aber er fühlt sich gerüstet: »Ich habe nie besseres Tennis gespielt als im Moment. Deshalb könnte Paris zu keinem besseren Zeitpunkt kommen«, sagte Federer in Hamburg, obwohl er nach seinen Marathon-Auftritten in Rom - Spielzeit vom Viertelfinale an: mehr als 10 Stunden -ĂŠerst einmal eine Auszeit nehmen musste.
Natürlich wartet die Tenniswelt bereits mit Spannung auf das nächste Duell mit Nadal. Aber vielleicht, so der Weltranglisten-Erste, werde es dazu in Frankreich überhaupt nicht dazu kommen. Denn Federer hat nicht nur Nadal auf der Rechnung. »Der Weg in Paris ist lang, nicht nur für ihn und mich. Es gibt auch andere gefährliche Spieler.« Die drei Niederlagen in Folge gegen die Nummer 2 lassen ihn nach eigener Aussage kalt: »Das nagt nicht sehr«, sagte Federer, der aus jedem Spiel Lehren gezogen haben will: »Die habe ich umgesetzt und gemerkt, dass es auch funktioniert. Am Schluss habe ich mich in Rom als der bessere Spieler gefühlt.« Verloren hat er trotzdem, doch ernst wird es erst in Paris. Sollte es nicht klappen mit dem »unechten« Grand Slam, bleibt noch das »echte« Tennis - das Spiel auf Rasen.
»Wimbledon wird immer die Nummer 1 bleiben. Das ist der Ort, an dem für mich alles angefangen hat auf der Grand-Slam-Ebene«, sagt Federer. Auch OWL hat in dieser Bilanz schon jetzt einen festen Platz. Bei den Gerry Weber Open bereitete Federer stets seine Rasen-Triumphe vor. Das darf sich ruhig fortsetzen.

Artikel vom 18.05.2006