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Enttäuscht wirft
Rudi Assauer hin

Er beugt sich dem Druck beim »Lebensinhalt« Schalke

Gelsenkirchen (dpa). Nach 13 Jahren ist die Ära von Manager Rudi Assauer beim FC Schalke 04 beendet. Entnervt und enttäuscht hat der 62-Jährige auf Druck des Aufsichtsrates die Konsequenzen aus der jüngsten Finanzaffäre und den folgenden Turbulenzen gezogen und seine Ämter niedergelegt.
»Ich habe keine Basis mehr für eine Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat gesehen, zumal ich eine für mich ungute Entwicklung spürte. Die Entscheidung ist mir sehr, sehr schwer gefallen. Schalke war mein Lebensinhalt«, wird Assauer in einer Erklärung zitiert.
Es wurde ein Auflösungsvertrag unterzeichnet, in dem »eine einvernehmliche Regelung über die Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses« getroffen wurde. Die Regelung habe der Aufsichtsratschef Clemens Tönnies (49) nach einem Gespräch mit Assauer vereinbart, dessen Kontrakt bis 2008 lief. »Rudi Assauers Schritt verdient allerhöchsten Respekt«, sagte Tönnies. »Der FC Schalke 04 ist ihm zu größtem Dank verpflichtet. Mit seinem Rücktritt endet eine Ära. Seine Verdienste stellen ihn auf eine Stufe mit den großen Persönlichkeiten unserer Vereinsgeschichte.« Die Entwicklung tue ihm »aus ehrlicher Verbundenheit und Freundschaft leid.«
Zuletzt hatten sich die Ereignisse überschlagen. Auslöser der Krise war ein Bericht des »Focus«, Schalke befinde sich am »Rande der Zahlungsunfähigkeit« und hielte sich nur durch Privatkredite von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern in einer später vom Klub bestätigten Höhe von rund 8,2 Millionen Euro über Wasser. Der Bericht erwies sich in Punkten als wahr, einige Details wurden als »falsch« zurückwiesen.
Tags darauf geriet Assauer in Verdacht, die internen Informationen weiter gegeben zu haben. Er schien zunächst glaubhaft gemacht zu haben, dass er nicht der gesuchte »Maulwurf« sei. Doch die Zweifel blieben. Der Druck auf den einst unantastbaren »Mister Schalke« nahm zu. Vor allem im Aufsichtsrat regte sich Misstrauen und Widerstand.
Bei einer Sitzung am Dienstag sprach sich das Gremium unter Vorsitz des Fleischfabrikanten Tönnies dem Vernehmen nach einstimmig gegen Assauer aus. »Es hat sich eine deutliche Stimmung gegen ihn aufgebaut«, räumte der Unternehmer aus Rheda-Wiedenbrück ein. Bereits im Januar hatte er durchgesetzt, dass das Aufgabengebiet des »Allmächtigen« beschnitten wird. Assauer musste Kompetenzen an seinen designierten Nachfolger Andreas Müller abtreten und sollte das Präsidentenamt übernehmen. Er fiel in ein »Loch«, räumte Gesundheitsprobleme ein, Alkoholprobleme wurden ihm nachgesagt. Und mit der Rolle als »Frühstücksdirektor« wollte er sich nie anfreunden.
Assauer war die »Lichtgestalt«. Die erste Amtszeit dauerte von 1981 bis 1986. Sieben Jahre später kam er wieder. Ein Denkmal setzte er sich mit dem Bau der Arena. Er habe »dieses Buch« Schalke nun zugeschlagen. »Dem Verein werde ich jedoch immer verbunden bleiben. Es war eine einzigartige Zeit, in der wir gemeinsam Großes aufgebaut haben.«

Artikel vom 18.05.2006