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»Philipp kann
das schaffen«

Lahm wird nicht abgeschrieben

Pula (dpa). Der drohende WM-Ausfall von Philipp Lahm hat Jürgen Klinsmann gleich zum Auftakt der heißen Vorbereitungsphase geschockt, aber nach spontaner Wut und Niedergeschlagenheit nicht entmutigt.
Nach der Operation des Münchner Abwehrspielers, der sich im »Juxspiel« der Nationalmannschaft gegen den FSV Luckenwalde (7:0) einen Teilanriss einer Sehne und eines Bandes am linken Ellbogen zugezogen hatte, herrscht drei Wochen vor dem Eröffnungsspiel am 9. Juni gegen Costa Rica das Prinzip Hoffnung. »Es ist möglich, dass Philipp Lahm das schafft«, sagte DFB-Coach Joachim Löw, der in Vertretung von Cheftrainer Klinsmann am ersten Tag des Regenerations-Trainingslagers auf Sardinien die schlechte Nachricht übermittelte.
Nach dem von Professor Ludwig Seebauer in München vorgenommenen Eingriff war wenigstens die schlimmste Befürchtung ausgeräumt, mit der der deutsche WM-Kader am Abend zuvor nach Italien geflogen war. »Ein Bruch hätte das Aus bedeutet«, bemerkte Löw: »Gestern Abend waren wir alle realtiv niedergeschlagen, aber nach der Diagnose sind wir hoffnungsfroh.«
Klinsmann hatte das Spiel für das WM-Organisationskomitee, das laut Teammanager Oliver Bierhoff ein »klares Juxspiel« sein sollte, aus Furcht vor Verletzungen nie gewollt. Und mit dem Spaß, den die 20000 Zuschauer in Mannheim am lockeren 7:0-Sieg der DFB-Elf hatten, war es für den Bundestrainer spätestens nach 40 der 60 Minuten endgültig vorbei. »Wir hatten schon eine Wut, dass so etwas in so einem Spiel passiert«, verriet Löw am Tag danach, auch wenn den Luckenwalder Gegenspieler keine Schuld an der Verletzung treffe. Lahm war nach einem Zweikampf unglücklich auf den linken Arm gestürzt.
Bei optimalem Heilungsverlauf soll Lahm mit einer Schiene am operierten Gelenk, das bei Zweikämpfen besonders belastet wird, schon am Wochenende wieder mit Lauftraining beginnen. Nach 14 Tagen könnte der Münchner dann wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren. »Aber wir müssen abwarten: Es war eine Operation. Es kann eine Infektion oder eine Entzündung eintreten. Ein Restrisiko bleibt natürlich«, sagte Löw.
Lahm wird nicht mehr nach Sardinien kommen, sondern soll erst am Sonntag in Genf wieder zur Mannschaft stoßen. Für die drei Testspiele gegen Luxemburg (27. Mai), Japan (30. Mai) und Kolumbien (2. Juni) fällt der Linksverteidiger des Deutschen Meisters aber aus. »Er kann die nächsten 14 Tage nicht in Zweikämpfe gehen«, bestätigte Löw.
Trotzdem verzichtete Klinsmann zunächst auf eine Nachnominierung, zumal es unter den sechs Spielern auf der Abrufliste (Torwart Robert Enke, Patrick Owomoyela, Manuel Friedrich, Fabian Ernst, Kevin Kuranyi, Paul Freier) keinen Ersatz für Lahms Position gibt. Der 20 Jahre alte Gladbacher Marcell Jansen steht nun vor dem Sprung in die Startelf im Eröffnungsspiel am 9. Juni. »Er hat in dieser Saison einen großen Sprung gemacht«, sagte Löw.

Artikel vom 18.05.2006