18.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Pervertierung des Alltags

»Hitlerkantate«: Schwer zugängliches Drama


Ursula (Lena Lauzemis) verfällt Hitler, der für sie eine Mischung aus Geliebtem, Vater und Gott darstellt. Sie nutzt die Beziehungen zu ihrem Verlobten in der Reichsmusikkammer und wird Assistentin des bekannten Komponisten Hanns Broch (Hilmar Thate), einem früheren Kommunisten.
Der erhält den »ehrenvollen« Auftrag, zu Hitlers 50. Geburtstag eine Kantate zu schreiben. In der Einsamkeit eines finnischen Landhauses kommen sich Broch und Ursula schnell näher - bis Brochs jüdische Lebensgefährtin auftaucht.
Auf Archivaufnahmen kann man die Frauen sehen, die beim Anblick des »Führers« hysterisch oder gar ohnmächtig wurden. Jutta Brückners Blick auf das Dritte Reich und die Pervertierung des Alltag eröffnet eine neue Perspektive: die der weiblichen Verführbarkeit.
Parallel skizziert sie die Ereignisse des Jahres 1938 mit Pogromen, Konfiszierung jüdischen Eigentums, Ausschreitungen und Erlass von Einzelgesetzen, die die Juden entrechteten. Die Leistung von Hilmar Thate und die Kamera von Thomas Mauch sind bemerkenswert, doch der Zugang zum Drama fällt schwer.

Artikel vom 18.05.2006