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Vom Kaffeebecher bis zum Focus

Illustrationen des Bielefelders Marcus Langer international erfolgreich

Bielefeld (hu). Vor dem klaren Nachthimmel steht ein Leuchtturm, sein Lichtstrahl schneidet durch das Dunkel - und biegt plötzlich Richtung Sterne ab. Klare Formen, starke Umrisse prägen diese Illustration, die von dem Bielefelder Designer Marcus Langer stammt und die typisch für seinen Stil ist. Und mit diesem hat der 44-Jährige international Erfolg. So entwarf er bereits Titelbilder für das Nachrichtenmagazin Focus und illustrierte den weltweit erscheinenden Jahresbericht des Chemie-Konzerns BASF.

Dabei ist die Handschrift seiner Arbeiten unverwechselbar, ihre scherenschnittartige Anmutung kein Zufall. Denn der Ursprung dieses Stils liegt in der Abschlussarbeit, die Marcus Langer nach einem Grafik-Studium an der Fachhochschule Bielefeld vorlegte. Damals entschied er sich für die Technik des kolorierten Linolschnittes - zunächst gegen den Widerstand seines Professors.
Gezeichnet, erzählt Langer, habe er schon als Kind gerne. »Mein Vater hat in der Nachtschicht gearbeitet. Also mussten wir Kinder tagsüber, wenn er geschlafen hat, etwas ohne Lärm machen. Und zeichnen ist nun mal leise.« Nach dem Abitur in Paderborn studierte er dann an der Bielefelder Fachhochschule Grafik-Design. »Eigentlich wollte ich zunächst an die Kunstakademie in Düsseldorf, damals lehrte dort Joseph Beuys«, erinnert er sich. Doch das ganz freie Arbeiten ohne Vorgabe war nicht seine Sache, Langer entschied sich für ein akademisches Zeichenstudium.
Direkt im Anschluss daran machte er sich 1989 selbstständig. Die ersten größeren Aufträge kamen dann von Rowohlt-Verlag, für den Langer Buchtitel gestaltete. Von da an folgte ein langer Weg bis zu den Kunden, für die der Designer heute arbeitet. Und zu denen zählen große Verlage ebenso wie weltweit operierende Unternehmen. Für die Geschichte des Nachrichtenmagazins »Focus« zum Thema Geldanlage unter dem Titel »Frischer Wind für ihr Geld« ließ Langer Boote von einem Spinnaker-Segel aus Geldscheinen antreiben, er illustrierte für den Stern und den Spiegel ebenso wie für Geo, Frauenzeitschriften und den Playboy. Bei den Werbeagenturen zählt auch die renommierte Agentur Jung von Matt zu seinen Kunden, mit der er eine Kampagne für den Auto-Vermieter Sixt gestaltete. Im Stil der 30er Jahre entwarf er mehrere Werbemotive. Und für die Privatbank Sal. Oppenheim übernimmt er alle Illustrationen für die aktuell Anzeigen-Kampagne.
Eine seiner aktuellsten Aufträge: Das Handelsblatt druckte in seiner Jubiläums-Ausgabe zum 60-jährigen Bestehen am Montag eine große Illustration des Bielefelders. »Der Anruf für den Auftrag kam um 11 Uhr, um 16 Uhr musste sie fertig sein«, schildert Langer den Zeitdruck, unter dem er teilweise arbeitet. Sich gegen die große Zahl der Konkurrenten durchzusetzen gehört auch dazu, wie der Auftrag für BASF zeigt. Unter 200 weltweiten Einsendungen entschied sich der Konzern für Langers Entwurf für den Jahres- und den Umweltbericht des Jahres 2002.
Doch auch ganz lokal ist Marcus Langer aktiv. So entwarf er für das »Miner's Coffee« am Gehrenberg das Logo, sämtliche Schriftzüge und die Etiketten und gestaltet weiterhin die Plakate für die Kulturveranstaltungen in dem Café.
Die Ideen zu den Illustrationen entstehen im Büro des Designers immer noch mit Papier und Stift, anschließend eingescannt und verfeinert werden sie am Computer. Aus den Texten, die er von den Redaktionen oder Firmen bekommt, filtert er die Kernaussagen und versucht sie dann, grafisch umzusetzen. »Die Illustration sollte ein klare Aussage haben die sofort erkennbar ist und die neugierig macht.«
Für die Zukunft würde den Bielefelder reizen, für Auftraggeber aus England oder den USA zu arbeiten, »dort haben Illustrationen einen hohen Stellenwert«. An eine Ausstellung mit seinen Werken in Bielefeld hat er noch nicht gedacht - bislang.

Artikel vom 18.05.2006