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Rezepte mit
Auffälligkeiten

Krankenkasse informiert Ärztekammern

Von Ernst-Wilhelm Pape
Düsseldorf/Kerpen (WB). Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) hat bei der Überprüfung von abgerechneten Rezepten der bundesweit 120 000 Haus- und Fachärzten Auffälligkeiten im Verordnungsverhalten festgestellt.
Die Staatsanwaltschaft Ulm ermittelt gegen Verantwortliche des Pharmaherstellers Ratiopharm.
Nach Angaben von Oliver Liebrenz, KKH-Sachgebietsleiter für Arzneimittelmanagement, würden diese auffälligen Daten, die das Verschreiben von Produkten des Pharmakonzerns Ratiopharm (Ulm) beträfen, an die zuständigen Ärztekammern weitergeleitet. Mehrere Kammern würden von der KKH Post erhalten.
Die Standesorganisation der Ärzteschaft sei dafür zuständig, den Besonderheiten nachzugehen und sich mit den betroffenen Ärzten in Verbindung zu setzen. Aus den der KKH vorliegenden Daten sei zum Beispiel nicht erkennbar, inwieweit regionale Besonderheiten oder fachliche Schwerpunktsetzungen Ursache für die Auffälligkeiten seien. Liebrenz: »Weitere Prüfungen sind nun Aufgabe der Ärztekammern, die gegebenenfalls rechtliche Schritte gegen einzelne Ärzte einzuleiten haben.« Bei der Datenanalyse hätten sich keine Hinweise auf gezielte und systematische Manipulationen ergeben.
Grund der Analyse des Abrechnungsjahres 2005 sind Hinweise, dass Ratiopharm durch Sonderzahlungen das Verordnungsverhalten von Ärzten beeinflusst haben könnte. Die KKH hatte zuvor bei einer Stichprobe festgestellt, dass Mediziner, die im Verdacht stehen, Provisionszahlungen angenommen zu haben, auf eine Quote von 60 Prozent bei der Verordnung von Ratiopharm-Artikeln kommen. Der Marktanteil des Ulmer Herstellers liegt dagegen nur bei 18 Prozent. Bei der neuen Analyse hätten sich bei Ärzten weitere Hinweise auf eine höhere Quote bei Ratiopharm-Produkten ergeben, als am Markt üblich sei.
Sechs Kassenärzte aus Nordrhein-Westfalen haben bereits eingeräumt, Umsatzprovisionen von Ratiopharm erhalten zu haben. Die Ärztekammer Nordrhein hat berufsrechtliche Schritte gegen die Mediziner aus Kerpen am Niederrhein beschlossen.

Artikel vom 17.05.2006