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Ohne Beine auf den Everest

Mark Inglis erklimmt in 40 Tagen den höchsten Berg

Wellington (dpa). Als erster Bergsteiger ohne Beine hat der Neuseeländer Mark Inglis (47) den Mount Everest bezwungen.

Nach 40-tägigem Aufstieg habe er am Montag den höchsten Gipfel der Welt erreicht, sagte seine Frau Anne Radio New Zealand. Während der Besteigung war eine der beiden Spezialprothesen, auf denen Inglis kletterte, zu Bruch gegangen. Sie konnte jedoch durch eine andere ersetzt werden. Inglis und einem Bergkameraden waren 1982 wegen Erfrierungen jeweils beide Unterschenkel amputiert worden, nachdem sie wegen eines Schneesturms am neuseeländischen Mount Cook 14 Tage in einer Eishöhle gefangen gewesen waren.
Nachdem er Spezialprothesen aus Kohlefaser erhalten hatte, nahm Inglis das Bergsteigen wieder auf und erklomm 2002 den 3754 Meter hohen Mount Cook und zwei Jahre später den Cho Oyu (8201 Meter) an der Grenze zwischen Nepal und Tibet.
»Es geht vor allem auch darum, zu zeigen, was man erreichen kann - ob man behindert ist oder nicht«, sagte Anne Inglis der neuseeländischen Zeitung »The Press«. Vor seiner Abreise nach Nepal erklärte der frühere Bergretter, der Mount Everest sei der Traum eines jeden jungen Bergsteigers. »Ich dachte, es sei alles vorbei, als ich 1982 meine Beine verlor«, berichtete er. Inzwischen sei alles anders. »Je höher ich komme, desto leichter wird es. Wenn ich klettere, empfinde ich mich weniger behindert, als wenn ich auf der Straße gehe.« Den Mount Everest haben seit seiner Erstbesteigung vor 53 Jahren durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay mehr als 2500 Menschen bezwungen.
Dagegen ist am Dienstag vor einer Woche ein deutscher Bergsteiger im Himalaya umgekommen. Die Zeitung »Shanghai Daily« berichtete, der 58-jährige sei beim Abstieg vom Berg Cho Oyu in der Nähe des Mount Everest in 7800 Metern Höhe in eine Eisspalte gestürzt.

Artikel vom 17.05.2006