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Sehnsucht nach Tennis-Typen

Ex-Wimbledonsieger Michael Stich findet Spieler zu »austauschbar«

Von Hans Peter Tipp
Hamburg (WB). Michael Stich, Wimbledonsieger von 1991, hat erneut seine Bereitschaft bekräftigt, im deutschen Sport Verantwortung zu übernehmen. »Ich habe nach wie vor Lust, mein Knowhow einzubringen - beim Deutschen Tennis-Bund oder hier in Hamburg«, sagte der ehemalige deutsche Daviscup-Kapitän gestern am Rothenbaum.

Im Zuge der - bislang - vergeblichen Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer Sommerspiele will die Hansestadt ihre Anstrengungen, als Sportschauplatz international wahrgenommen zu werden, weiter vergrößern.
Seinen Nachfolgern im Tenniszirkus stellte Stich bei dieser Gelegenheit ein schlechtes Zeugnis aus. »Was dem Tennis fehlt, sind Typen«, klagte er: »Im Grunde genommen spielen doch heute alle gleich. Die Spieler sind mehr oder weniger austauschbar, obwohl jeder Einzelne für sich ein toller Spieler ist. Deshalb lieben die Leute auch das Duell Nadal gegen Federer, weil dann unterschiedliche Spielauffassungen aufeinandertreffen.«
Im Hamburg warteten die Fans beim Jubiläumsturnier »100 Jahre Rothenbaum« allerdings vergeblich auf die derzeit weltbesten Tennisprofis. Nach ihrem Fünf-Stunden-Marathonmatch in Rom hatten beide kurzfristig abgesagt. Stich äußerte Verständnis für die Stars: »Das ist in erster Linie eine unglückliche Fügung des Schicksals.« Zu verhindern sei das nur, wenn die Endspiele der Masters-Serie über zwei Gewinnsätze gespielt würden.
So wie bei den 14. Gerry Weber Open vom 10. bis 18. Juni in Halle: Dort eröffnet Fußballfan Stich (»Ich hoffe, das Match liegt genau zwischen zwei WM-Spielen«) am Samstag das sportliche Programm im Duell zweier ehemaliger Wimbledonsieger mit Goran Ivanisevic. Darauf freut er sich jetzt bereits: »Ich habe immer gern gegen ihn gespielt, weil er immer ungern gegen mich gespielt hat«, sagt Stich gestern. Zudem sei Ivanisevic schon früher immer etwas »crazy« gewesen und das bis heute auch geblieben.
Weniger »crazy« (verrückt) findet der Alt-Meister, der 1999 seine Laufbahn beendet hatte, dass er in diesem Sommer zum letzten Mal bei einem offiziellen Wettbewerb zum Schläger greifen wird. Stich möchte seinem Heimatklub, dem Uhlenhorster HTC, zum Aufstieg in die 2. Bundesliga verhelfen.
Die soziale Ader hat sich der Star und Jung-Unternehmer, der seine Arbeitszeit mit der Tätigkeit für seine Michael-Stich-Stiftung - sie hilft an Aids erkrankten Kindern - und eine private Rückenklinik in Hamburg ausfüllt, also auch im Sport erhalten.

Artikel vom 17.05.2006