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Vier Wellness-Tage
vor dem Dauer-Druck

Nationalspieler sollen auf Sardinien durchschnaufen

Frankfurt/Pula (dpa). Sonne, Strand und ein Luxushotel direkt am Meer: Mit einer Wellness-Woche mit Kind und Kegel auf der Ferieninsel Sardinien sorgt Bundestrainer Jürgen Klinsmann auch beim Start der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in die heiße WM-Vorbereitung für ein Novum.
Die erste Zusammenkunft seines WM-Kaders begann gestern mit dem Mittagessen in einem Frankfurter Flughafen-Hotel und dem anschließenden Abstecher zum einstündigen Einlagespiel gegen die Amateurkicker des FSV Luckenwalde in Mannheim (7:0). Danach sollte die große DFB-Familienreisegruppe kurz vor Mitternacht in Cagliari landen und im 40 Kilometer entfernten Urlaubs-Resort »Forte Village« Quartier beziehen. »Ich bin froh, dass die Nominierung jetzt vorbei ist«, sagte Klinsmann, »jetzt können wir mit den Spielern arbeiten, jetzt können wir sie anschieben.«
Der zweiwöchige Aufenthalt in Italien und am Genfer See, wo von Sonntag an laut Klinsmann zwei Mal am Tag »heftig trainiert werden wird«, soll eine ungestörte Arbeit mit dem Team ermöglichen, das im Trainingslager zu einer verschworenen Gemeinschaft geformt werden soll. »In Deutschland wäre der Trubel zu groß gewesen. Nach dem Einzug in unser Berliner WM-Quartier am 5. Juni stehen wir ohnehin unter Dauerdruck«, begründete Teammanager Oliver Bierhoff die Flucht ins Ausland.
Auf dem 27 Grad warmen Sardinien sollen sich die Spieler bis auf Torhüter Jens Lehmann, der wegen des Champions-League-Finals mit Arsenal London gegen den FC Barcelona erst nach zwei Tagen Sonderurlaub in Genf zum DFB-Tross stoßen wird, im Kreise ihrer Liebsten von der Bundesliga-Saison erholen. »Wir müssen den Spielern die Möglichkeit geben, einige Tage durchzuschnaufen«, sagte Bierhoff.
Vier ausschließlich entspannte Tage auf dem Liegestuhl, im Swimmingpool oder auf dem hoteleigenen 9-Loch-Putting-Green werden Kapitän Michael Ballack und seine vorerst 21 Mitstreiter aber nicht verleben können. Nach einer geplanten kurzen Begrüßung im Kreise der Familien wollte Trainer Klinsmann seinen WM-Spielern »sofort Trainingspläne in die Hand geben.«
Im Fitnessbereich oder auf der Joggingstrecke wird mancher wohl öfter anzutreffen sein als am Strand. »Für einen wie Robert Huth, der bei Chelsea wenig gespielt hat, wird es das Wort Regeneration nicht geben«, kündigte Klinsmanns Assistent Joachim Löw eine Art von Zweiklassen-Gesellschaft unter den Spielern auf Sardinien an.
Der WM-Kader soll auf ein einheitliches körperliches Niveau für die anschließenden neun Tage der Wahrheit in Genf gebracht werden. Klinsmann setzt große Hoffnungen und Erwartungen in die intensive Trainingsarbeit mit seinem im Schnitt 26,3 Jahre jungen Kader. »Wir sind überzeugt, dass die Mannschaft mit viel Spaß und Energie in die Vorbereitung geht«, sagte der Weltmeister von 1990: »Und ich bin auch überzeugt, dass wir etwas reißen können.«

Artikel vom 17.05.2006