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Ein Bollwerk
gegen Barcelona

Arsenal und Lehmann Außenseiter

Paris (dpa). Rekordtorwart Jens Lehmann greift mit dem FC Arsenal nach Europas Fußball-Krone und will sich durch einen Triumph im Endspiel der Champions League einen Vorgeschmack auf den ersehnten WM-Erfolg holen.
»Der Champions-League-Sieg wäre ein Traum. Sie zu gewinnen, ist das Größte, was man mit seinem Verein erreichen kann. Darüber steht nur der WM-Titel«, sagte Lehmann. Der FC Barcelona mit seinem brasilianischen Superstar Ronaldinho kommt dem deutschen WM-Torwart heute (20.45 Uhr/Sat.1/Premiere) in Paris gerade recht. Das Duell der Traditionsvereine ist für den 36-Jährigen Härtetest und Endspiel mit garantierter Gänsehaut-Stimmung.
Nach der Bestmarke von 746 Minuten ohne Europapokal-Gegentor soll nun auch das Elite-Ensemble des spanischen Meisters an Lehmann scheitern. Arsenals Abwehr-Bollwerk ist sogar seit mehr als zehn Spielen (919 Minuten) unbezwungen, doch die Offensivkünste von Ronaldinho & Co lassen die Londoner trotz aller Defensiv-Rekorde bescheiden auftreten. »Wir sind hier, um den Titel zu gewinnen, aber Barcelona ist der Super-Favorit, und wir sind nur der gefährliche Außenseiter«, verteilte Arsenals Trainer Arsene Wenger die Rollen.
Auch Lehmann gibt die Favoritenbürde gerne an den Kontrahenten ab, sprüht aber auch vor Selbstvertrauen. In der ARD-Sendung »Beckmann« sagte er: »Ich bin in einer tollen Lebenslage. Es gelingt alles, es flutscht nur so.« Unkenrufe wie von Bayern-Manager Uli Hoeneß, der ihm wegen Barcas Offensivstärke ein Endspiel-Debakel prophezeit, lassen Lehmann kalt.
Während sich seine Nationalmannschaftskollegen schon am Strand von Sardinien für ihre WM-Aufgaben regenerieren, steht Lehmann im mit 77 500 Zuschauern ausverkauften Stade de France einmal mehr in diesem Jahr im europäischen Rampenlicht. An die Arena im Norden von Paris hat er gute Erinnerungen. Beim 0:0 der DFB-Elf im November 2005 gegen Gastgeber Frankreich hinterließ er einen souveränen Eindruck.
Auch für andere Protagonisten des 51. Endspiels um Europas Thron im Vereinsfußball übt der Finalort Magie aus. Ronaldinho startete einst bei Paris St. Germain seine Karriere in Europa. »Es war schon als kleiner Junge mein Traum, den Champions-League-Pokal zu gewinnen. Hier dieses Finale zu spielen, motiviert mich noch mehr«, sagte der Weltfußballer des Jahres 2005.
Bei Arsenals erstem Auftritt im wichtigsten Europacup-Finale ruhen die Hoffnungen auf Thierry Henry. Unweit der Arena, in der er für Frankreichs Nationalteam in 26 Spielen elf Tore erzielte, lernte »Titi« auf den Vorort-Straßen der französischen Hauptstadt das Fußballspielen. Ausgerechnet vom Endspielgegner heftig umworben, steht der Nationalstürmer bei seinem europäischen Endspieldebüt mehr im Mittelpunkt als alle anderen. »Diese Thematik sollte uns nicht beunruhigen. Ich bin sicher, dass er bleibt«, sagte Wenger.

So spielen sie
Barcelona: Valdes - Oleguer, Rafael Marquez, Puyol, van Bronckhorst - Iniesta, Edmilson, Deco - Giuly, Eto'o, Ronaldinho
London: Lehmann - Eboué, Touré, Campbell, Cole - Ljungberg, Gilberto Silva, Fabregas, Hleb - Henry, Reyes
Schiedsrichter: Hauge (Norwegen)

Artikel vom 17.05.2006