17.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Deutsche mischen fröhlich mit

Wettbewerb um die »Goldene Palme« beim Filmfestival in Cannes startet

Von Karin Zintz
Cannes (dpa). Ein Jahr vor seinem 60. Geburtstag setzt das Filmfestival von Cannes (17. bis 28. Mai) die eigene Verjüngungskur konsequent fort. Es gibt zwar keine Altersgrenze für die Regisseure im Wettbewerb um die Goldene Palme - aber dass keiner der eingeladenen Filmemacher älter ist als 60, fällt auf im Vergleich zu anderen Jahrgängen von Cannes.

»Die Auswahl von 2006 kann man in die Kategorie »Jahre der Erneuerung« einordnen«, bekennt auch der Programmchef des Festivals, Thierry Frémeaux. Deutsche Produktionen sind in diesem Jahr nicht im Wettbewerb dabei.
Die Filmschau beginnt, wie berichtet, heute mit dem Thriller »The DaVinci Code« (»Das Sakrileg«). Glamour lassen auch etliche der Wettbewerbsfilme erwarten: Sofia Coppola hat sich nach ihrem Hit »Lost in Translation« in die französische Geschichte vertieft und zeigt »Marie-Antoinette« mit Kirsten Dunst in der Titelrolle. Ob Brad Pitt zur Präsentation von »Babel« einfliegt, hängt vom Zustand seiner hochschwangeren Liebsten Angelina Jolie ab. Doch Cate Blanchett steht für diesen Film fest auf der Gästeliste. Erwartet werden neben vielen anderen auch Penelope Cruz, Marianne Faithfull, Bruce Willis, Halle Berry, Ethan Hawke, Juliette Binoche und Bob Hoskins.
Im Wettbewerb stehen 20 Filme aus 13 Ländern. Mehr als die Hälfte der Produktionen kommen aus Europa, die USA und Südamerika sind mit jeweils drei Filmen dabei. Programmchef Frémeaux macht in dieser wichtigsten Reihe drei verschiedene Gruppen aus: Da sind einmal »alte Bekannte« wie Pedro Almodovar, Nanni Moretti, Aki Kaurismäki oder Ken Loach mit neuen Werken. Es gibt die »aufsteigende Generation«, zu denen auch die jungen US-Amerikaner Sofia Coppola und Richard Linklater gehören. Und dann heißt Frémeaux auch Filmemacher wie Guillermo del Toro aus Mexiko willkommen, deren originelle Werke »ein ganz spezielles Echo« hervorrufen werden.
Insgesamt umfasst die »Offizielle Auswahl« mit dem Wettbewerb, den Filmen »außer Konkurrenz« und der Reihe »Un certain regard« in diesem Jahr 55 Filme aus 30 Ländern. Doch mit den unabhängigen Programmen der »Quinzaine des réalisateurs« und der »Woche der Kritik«, mit Kurzfilmen und Retrospektiven liegt das Angebot für Cineasten weit jenseits dessen, was ein Augenpaar in zwölf Tagen betrachten kann. Hinzu kommen noch mehr als 1400 Vorführungen auf dem Internationalen Filmmarkt, dem mit über 10 000 Teilnehmern größten und wichtigsten Treffpunkt der globalen Kinobranche.
Die deutsche Branche mischt in dieser Saison vor allem auf Produktionsebene fröhlich mit: Mehrere Wettbewerbsfilme entstanden mit Hilfe deutscher Produzenten. Aber auch Wim Wenders hat sich wieder eine Reise an die Côte d'Azur gesichert. Sein 1982 während des Festivals entstandener Kurzfilm »Chambre 666« wird in einer Sondervorführung gezeigt, zusammen mit dem auf Englisch gedrehten Langfilm »The House is Burning« von Holger Ernst. Drei weitere deutsche Spielfilme laufen in den Nebenreihen, darunter »Sommer 04 an der Schlei« mit Martina Gedeck in der Hauptrolle.

Artikel vom 17.05.2006