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»Scrapbooking« und »Rusty Rickle«

Bildungsstätte Einschlingen veranstaltet eine Stempel- und Papiermesse

Von Sven Kienscherf
(Text und Foto)
Quelle (WB). Rusty Rickle, Slide Mounts, Beach-Sun-Quickutz - hinter diesen drolligen Namen verbargen sich einige der Workshops, die auf der Stempel- und Papiermesse in der Bildungsstätte Einschlingen angeboten wurden.

Wer den Stempel für ein aussterbendes Artefakt aus der Mottenkiste des Postverkehrs hält, der konnte sich auf der »Papermania«-Messe eines Besseren belehren lassen. »Immer mehr Menschen entdecken das Stempeln als Hobby«, erzählt Jessica Bathke, eine der Veranstalterinnen. In den USA, dem Ursprungsland des »stamping«, sei es ungemein populär, aber auch in Deutschland erfreue es sich zunehmender Beliebtheit. Bathke stempelt seit über zehn Jahren. Anfang der 90er-Jahre stieß sie in einem Comicladen auf einen Stempel mit einem eingeprägten VW-Käfer. Als begeisterte Käfer-Fahrerin kaufte sie das Exemplar und konnte seitdem nicht mehr von dem neu entdeckten Hobby lassen. Mittlerweile hat sie es zum Beruf gemacht. In ihrem Berliner Geschäft verkauft sie alles rund ums Thema. Neben unzähligen Stempelmotiven gehören verschiedene Stempelkissenarten und 80 Farben zum Sortiment. »Stempeln kann man auf fast jedem Untergrund«, sagt die Messeveranstalterin. Auch wenn Papier nach wie vor das gängigste Material sei, könne man Glas, Stoff und Metall ebenfalls dauerhaft bedrucken, entscheidend seien dabei die Farbeigenschaften und die Technik. Letztere konnte man in den von Bathke angeleiteten Workshops erlernen. Ihre Fähigkeiten können die Teilnehmer in Zukunft bei so genannten »Mailart«-Projekten ausprobieren: Teilnehmer aus aller Welt entwerfen Postkarten zu einem festgelegten Thema, die besten Arbeiten werden prämiert. Neben der Motivstempelei präsentierte sich auf der Messe noch das »Scrapbooking«. Dabei entstehen aus vielen verschiedenen Teilen (Scraps = Schnipsel) Erinnerungsbücher aus zweiseitig bedruckten Papierbögen. Beiden Hobbys ist gemein, dass sie fast ausschließlich von Frauen betrieben werden. »Der Männeranteil ist verschwindend gering«, erzählt Katrin Herrmann, die Kurse für »Scrapbooking« gibt. Von den 60 Teilnehmern seien 59 Frauen. Und das, obwohl der wohl berühmteste Motivstempler ein Mann war: 1959 entwickelte Andy Warhol zusammen mit Nathan Gluck Geschenkpapier, das mit Hilfe handgefertigter Stempel individuell bedruckt wurde.

Artikel vom 16.05.2006