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Die Natur als Bühne
für die bildende Kunst

Lutz Friedels »Ketzer« thront unterm Laubdach. Fotos: Bernhard Pierel

»Beaugrand Kulturkonzepte« eröffnet Skulpturengarten


Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Es ist naheliegend, dass naturverbundene Menschen ein offenes Herz für die Kunst haben. Denn auch die durch künstlerische Kreativität geschaffenen Werke gehören letztlich zu den Wundern, die die Natur in überwältigender Fülle darbietet. Kunst eingebettet in der Natur zu genießen, kommt für viele einer Krönung der Schöpfung gleich.
Auch wenn man weniger pathetisch denkt, lohnt ein Besuch des Skulpturengartens, den »Beaugrand Kulturkonzepte« auf seinem Grundstück geschaffen hat. Stück für Stück soll das zwischen Brandenburger-, Paulus-, Herforder- und August-Bebel-Straße gelegene Kleinod auf das gesamte Ostmannturn-Viertel ausgeweitet werden. Erklärtes Ziel von Professor Dr. Andreas Beaugrand ist es, »städtebauliche Akzente in einem urbanen Viertel zu setzen«.
Der erste Schritt ist getan. Und er eröffnet dem Besucher interessante Erfahrungsräume. Etwa, wenn er auf Günter Dohrs futuristisch anmutendes Lichtobjekt aus Edelstahl, Plexiglas und Leuchtstoffröhren stößt. In keinem Museum würde der Gegensatz von Künstlichkeit und Natürlichkeit augenscheinlicher zutage treten als inmitten der Natur. Science-fiction-Freaks stellen sich davor auf und träumen davon, sich zu den Sternen beamen zu lassen: »Energie!«
Doch die Reise führt nicht in eine andere Galaxie, sondern zurück ins Mittelalter: Unter frischem Laub thront der »Ketzer«, ein von Lutz Friedel aus Eiche gefräster Kopf. Ins Grübeln kommt der Lustwandler im Skulpturengarten beim Anblick einer Holzleiter. Wurde sie beim Aufstellen eines Kunstwerks benötigt und einfach vergessen? »Nein«, klärt Georgia Beaugrand amüsiert auf, »das ist eine Konzeptarbeit von Robert Filliou.« Das Werk mit dem Titel »A Ladder (You can climb)« kann folglich mit allen Sinnen erobert werden. Narretei oder ernsthafte Kunst?, fragt sich vielleicht, wer an der aus Bruchsteinen gestapelten Pyramide mit einer Gipsbüste Johann Wolfgang von Goethes vorbeispaziert. Das Werkverzeichnis gibt Auskunft, dass es sich dabei um eine Arbeit eines gewissen Arno Ovid G. handelt, die 2006 entstanden und in Privatbesitz ist.
Dann doch lieber Christian Hages bemalter Plexiglas-Koloss, der wie ein Fels in der Brandung seine Position im Garten der Kunst behauptet. Abgerundet wird das Ensemble durch Werke von Walter Hellenthal. Eine Ausstellung mit weiteren Werken ist aktuell in den Innenräumen des Beaugrandschen Anwesens zu sehen (das WB berichtete). Besichtigung nach Voranmeldung unter Tel. 56 03 29 32.

Artikel vom 16.05.2006