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Stadtwerke-Aufsichtsrat billigt Millionen-Einbuße


Bielefeld (MiS). Der 16-köpfige Aufsichtsrat der Stadtwerke Bielefeld hat einstimmig das bis gestern Mittag befristete Angebot der Deutschen Kreditbank (DKB) akzeptiert, aus dem Vier-Millionen-Euro-Engagement bei den Stadtwerken Cottbus nur 1,9 Millionen Euro zurückzuerhalten. Der durch diesen Forderungsverkauf aufgetretene Verlust von rund 2,1 Millionen Euro reduziert sich nach Angaben der Stadtwerke aufgrund steuerlicher Effekte auf rund eine Million Euro.
Über das Finanzgeschäft zwischen den Stadtwerken Bielefeld und den Stadtwerken Cottbus, die nach dem Bau eines Heizkraftwerkes in finanzielle Bedrängnis geraten waren, war es im städtischen Beteiligungsausschuss und in der Gesellschafterversammlung der städtischen Beteiligungsgesellschaft BBVG zum politischen Streit gekommen (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Unter anderem war es dabei um die Frage gegangen, ob der Aufsichtsrat der Stadtwerke, zu 50,1 Prozent über die BBVG in städtischem Besitz, angemessen über den Vorgang informiert war.
Dazu erklärten die Stadtwerke gestern, sowohl der Aufsichtsrat wie auch die Gesellschafter seien seit Eintreten der finanziellen Probleme in Cottbus laufend von der Geschäftsführung unterrichtet worden.
Die Stadtwerke Bielefeld verfolgten »eine ausgesprochen konservative Anlagestrategie«, hieß es weiter aus der Unternehmenszentrale an der Schildescher Straße. Geld werde grundsätzlich nur bei einlagegesicherten Banken oder hundertprozentig kommunal ausgerichteten Unternehmen angelegt. Dabei würden die Stadtwerke von einem Finanzberater unterstützt.
Dieser dem Aufsichtsrat bekannten Praxis seien die Stadtwerke auch gefolgt, als sie gemeinsam mit anderen kommunalen Versorgungsunternehmen den Stadtwerken Cottbus im Herbst 2005 Geld geliehen hätten. Der Cottbuser Versorger habe sich zu diesem Zeitpunkt zu 100 Prozent in städtischem Besitz befunden.
Um eine Insolvenz der Stadtwerke Cottbus zu verhindern, hatte der Deutsche Kreditbank als Hauptgläubigerin zu Jahresbeginn angekündigt, 74,9 Prozent des Versorgers zu übernehmen. Den Kurzfristgläubigern, zu denen auch die Stadtwerke Bielefeld zählen, bot das Geldinstitut eine bis Montag befristete Option zum Kauf der Forderungen an.
Die Stadtwerke sehen in der Cottbuser Entwicklung »einen einmaligen und nicht vorhersehbaren Fall«. Oberbürgermeister Eberhard David (CDU), der ebenfalls dem Stadtwerke-Aufsichtsrat angehört, spricht von weiterem Klärungsbedarf: »Den in den Ratsgremien und in der Öffentlichkeit aufgeworfenen Fragen muss im zuständigen Aufsichtsrat nachgegangen werden.«

Artikel vom 16.05.2006