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Schlesisches Museum ist eröffnet

Nach 15 Jahren Aufbauzeit »Brücke der Kultur« in Görlitz geschlagen

Görlitz (dpa). Als ein Zentrum schlesischen Kulturguts ist am Wochenende das Schlesische Museum eröffnet worden. Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt nannte das Projekt eine »Brücke der Kultur, die Deutschland und Polen im Geiste verbindet«.

Kulturelle Einrichtungen wie das neue Museum legten das Fundament, auf dem die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Sachsen, Niederschlesien und Böhmen ruhe, sagte Milbradt. Das Haus widmet sich der Geschichte und Kultur im Ländereck.
Die Dauerausstellung wurde auf 2000 Quadratmetern im ältesten Renaissancebürgerhaus Deutschlands eingerichtet. Der Rundgang führt chronologisch durch neun Jahrhunderte vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Texte in deutscher und polnischer Sprache begleiten die Besucher durch das Haus. Museumsdirektor Markus Bauer war es wichtig, »das verwirrende Hin und Her« in der politischen Staatsangehörigkeit Schlesiens gleich am Anfang aufzuklären. Auf einem Monitor lässt sich daher abrufen, wann der Landstrich zu Polen, zum Königreich Böhmen, zu Preußen und zum Deutschen Reich gehörte. Heute liegt dieser überwiegend in Polen.
Das schwierige Thema Vertreibung mussten Bauer und seine Mitarbeiter auf etwa 20 Quadratmetern unterbringen. Dabei lag ihnen nichts an einer breiten detailreichen Erzählung mit sentimentalen Erinnerungen. Weder eine Heimatstube noch eine Gedenkstätte sollte entstehen. Es galt vielmehr, die Flucht der deutschen Bevölkerung nach dem Weltkrieg, die Ansiedlung polnischer Bewohner in Schlesien und das Schicksal der Vertriebenen in Ost- und Westdeutschland nüchtern und dokumentarisch darzustellen. Sparsam werden Exponate wie Fluchtkoffer oder Kleidungsstücke von Flüchtlingen eingesetzt, um sachliche Texte zu illustrieren.
Seit der Wiedervereinigung wurde das Schlesische Museum als zentrale Einrichtung für die Sammlung, Präsentation und Erforschung schlesischen Kulturguts in Deutschland aufgebaut. Die Sammlung wurde in kurzer Zeit mit großer Unterstützung des Bundes zusammengetragen, der aus anderen Museen den größten Teil seiner zum Thema erworbenen Exponate abzog. Schenkungen, Dauerleihgaben und Ankäufe vergrößerten den Fundus. 2002 erwarb das Museum mit der Privatsammlung von Hans Peter Reisse aus Kassel etwa 2000 Objekte, die einen interessanten Zeitabschnitt der bis 1932 existierenden Kunstschule repräsentieren.

Artikel vom 16.05.2006