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Razzia in der
Fleischbranche

Westfleisch-Schlachthöfe durchsucht

Von Ernst-Wilhelm Pape
Lübbecke/Münster (WB). Schwarzarbeiter-Razzia in der Fleischbranche: 500 Polizisten und Steuerfahnder haben gestern Schlachthöfe in Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Brandenburg und Bayern durchsucht.

Hauptverdächtiger in dem Fall von illegaler Leiharbeit ist, wie bereits mehrfach berichtet, der 43-jährige Axel H. aus Dormagen. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft Düsseldorf seit November 2005. Der Unternehmer zählt zu den größten Arbeitskräfte-Vermittlern in Deutschland.
Axel H. ist einer der Hauptarbeitervermittler für die Firma Westfleisch (Münster), dem drittgrößten deutschen Fleischverarbeiter. Westfleisch-Sprecher Meinhard Born bestätigte, dass Westfleisch-Unternehmen in Münster, Hamm, Lübbecke und Coesfeld gestern durchsucht worden seien. Bisher habe es bei der Zusammenarbeit mit Axel H. keine Schwierigkeiten gegeben, sagte Born. Durchsuchungen fanden gestern in NRW auch in Bochum, Duisburg und Neuss statt. In 14 Schlachthöfen, der Westfleischzentrale in Münster sowie 21 weiteren Firmen und zwölf Privatwohnungen seien bundesweit Unterlagen beschlagnahmt und Zeugen befragt worden.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll Axel H. ein Firmengeflecht mit 50 Subunternehmen betrieben und mehr als 1000 rumänische Arbeiter an Schlachthöfe vermittelt haben. Auch Deutsche sollen schwarz beschäftigt worden sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zudem gegen weitere 23 Beschuldigte aus Deutschland und Rumänien. Es bestehe der Verdacht des Einschleusens von Ausländern, der Veruntreuung von Löhnen, des Betruges und des Lohnwuchers. Es sollen Sozialabgaben in Millionenhöhe unterschlagen worden sein.
Axel H. hatte im Rahmen von Werkverträgen die Schlachtung, Zerlegung und Verarbeitung von Rindern und Schweinen übernommen. Er soll die Rumänen aber nicht im Rahmen dieser Verträge, sondern als illegale Leiharbeiter eingesetzt haben, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Peter Lichtenberg. Die Arbeitserlaubnisse seien mit falschen Angaben erschlichen worden. Ferner sollen die Rumänen unter Tarif bezahlt worden sein. Nach Angaben von Lichtenberg richten sich die Ermittlungen nicht gegen die Schlachthofbetreiber. Zum Beispiel sei Westfleisch kooperativ.

Artikel vom 16.05.2006