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Massivbau drückt aufs Tempo

Zwischen Kaufentscheidung und Bezugstermin liegen oft nur wenige Wochen

Schlechte Karten hatte der Massivbau gegenüber dem Fertighausbau lange Zeit in Sachen Schnelligkeit. Doch die Stein-auf-Stein- Bauweisen haben diesen Rückstand aufgeholt.
Mit kurzen Bauzeiten konnte bislang nur der Fertigbau glänzen. Doch die Massivhausbranche kontert mit neuen Konzepten und neuen Baustoffen, die einen deutlich schnelleren Baufortschritt erlauben.
Die alte Bauregel, nach der ein gemauertes Haus alle vier Jahreszeiten einmal erlebt haben sollte, bevor die Bewohner einziehen, zählt in unserer schnelllebigen Zeit nicht mehr. Sind damit Feuchteschäden durch mangelnde Austrocknung programmiert? Nur bei unsachgemäßer Abwicklung. Denn zum einen kann der Einsatz von Trocknungsgeräten die Baufeuchte verscheuchen. Zum anderen schafft der hohe Vorfertigungsgrad die Voraussetzung dafür, dass kurze Bauzeiten nicht auf Kosten der Qualität gehen. Mittlerweile befinden sich nämlich die wetterunabhängigen Arbeitsplätze für das Maurerhandwerk in den Werkhallen der Herstellerfirmen von Mauerwerkstafeln.
Mit Hilfe von Computern werden hier die oft geschosshohen massiven Bauelemente produziert - nicht »von der Stange«, sondern mit individuellen Zuschnitten: mit Aussparungen für Fenster und Türen, als maßgeschneiderte Elemente vom Keller über die Außenwand bis zu Decken- und Massivdachplatten. Die massiven Elemente werden bereits trocken auf die Baustelle angeliefert. Eine perfekte Logistik sowie die passenden Werkzeuge und Werkstoffe sorgen dafür, dass die Montage und das Vermauern der Wandelemente, der Einbau von Fenstern und Türen oder das Errichten des Dachstuhls »just in time« abläuft: Weniger Menschen auf der Baustelle, dafür rationell arbeitende Maschinen und Kräne, weniger Kleinarbeiten, dafür Plansteine, die mit Dünnbettmörtel verarbeitet werden können, weniger Abfall...
Doch es müssen nicht unbedingt gleich großformatige Fertigteile sein, um die Bauzeit zu verringern. Mit millimetergenau formatierten Kalksandstein-, Ziegel-, Leicht- oder Porenbeton-Plansteinen hat sich auch die klassische Stein-auf-Stein- Bauweise gemausert. Die traditionelle Backstein-Mörtelfuge von zwölf Millimetern als Ausgleichsmasse für abweichende Steinformate hat ausgedient. Ein bis drei Millimeter dick wird stattdessen der sehr schnell trocknende Dünnbettmörtel auf die DIN-genormten Blöcke aufgetragen, die noch dazu oftmals mit Nut- und Feder-Verbindungen versehen sind. »Mauern« ist eine schon fast übertriebene Bezeichnung für das Aneinanderreihen, Aufeinanderstapeln und Verkleben der Steine. Zudem haben die Produzenten massiver Baustoffe erkannt, dass es nicht mehr ausreicht, allein das Material zur Verfügung zu stellen. Immer mehr Baustofflieferanten werden zu Schlüsselfertig-Komplettanbietern oder kooperieren zumindest mit den Hausvermarktungs-Profis.

Artikel vom 27.05.2006