16.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das wilde Leben gibt es nicht mehr

Der Schauspieler und Fotograf Dennis Hopper wird morgen 70 Jahre alt

Von Barbara Munker
Los Angeles (dpa). Bei seinem Namen denkt wohl jeder gleich an »Easy Rider«: Doch Hollywood-Rebell Dennis Hopper, der morgen 70 Jahre alt wird, hat dem wilden Leben mit Drogen und Alkohol schon lange abgeschworen.
Vom Hollywood-Rebell zum gezähmten Mann: Dennis Hopper vor seinem Porträt.Foto: dpa

Weniger bekannt ist, dass der Schauspieler sich auch als Kunstsammler, Maler und leidenschaftlicher Fotograf einen Namen gemacht hat. Vor wenigen Wochen bekannte Hopper bei einer Ausstellungseröffnung seiner Arbeiten in Los Angeles: »Das einzige Kreative in meinem Leben war Malen und Fotografieren.« Mit kurzem grau melierten Haar, dezent in Schwarz gekleidet, wirkt das einstige »Enfant Terrible« heute zahm.
Mit seiner fünften Ehefrau, Schauspielerin Victoria Duffy, ist Hopper seit zehn Jahren zusammen. Vor drei Jahren wurde er noch einmal Vater. Sein schwieriges Verhältnis mit Hollywood begann schon früh, als er kaum 20-jährig an der Seite von James Dean in »Denn sie wissen nicht, was sie tun« und in »Giganten« erste Nebenrollen spielte. Der frühe Unfall-Tod James Deans 1955 war Hoppers erste persönliche Tragödie.
Schon 1958 galt Hopper als »unkontrollierbar«, nach einem bitteren Zerwürfnis mit Regisseur Henry Hathaway bei den Dreharbeiten zu »Schieß zurück, Cowboy«. Er flüchtete nach New York, trat im Fernsehen und auf Theaterbühnen auf, fotografierte und freundete sich mit Künstlern wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein und David Hockney an.
Mit »Easy Rider« feierte Hopper 1969 sein Comeback als Schauspieler, sein Debüt als Regisseur und den Aufstieg zum Rebellen einer ganzen Generation. Mit einem Budget von weniger als einer halben Million Dollar gab er mit Peter Fonda und Jack Nicholson in Fransenjacken auf heißen Harley Davidson-Motorrädern Gas. »Easy Rider« wurde zum Kultfilm, spielte mehr als 50 Millionen Dollar Gewinn ein, und Dennis Hopper war für eine kurze Zeit der Größte.
Doch schon mit seinem zweiten Film, »The Last Movie«, zerplatzten die Träume. Der in Peru gedrehte Streifen holte sich 1971 beim Filmfestival in Venedig zwar einen Preis, fiel in den USA aber beim Publikum total durch. Statt auf neue Filmprojekte, stürzte sich Hopper auf Kokain und Alkohol. Sein Comeback als Hauptdarsteller gelang ihm 1986 in David Lynchs »Blue Velvet«.
Die Kunstwelt hat längst von Hopper Notiz genommen. Zahlreiche Ausstellungen seiner Fotos, Gemälde und Zeichnungen sprechen für sein wachsendes Ansehen als bildender Künstler. Das Amsterdamer Stedelijk Museum zeigte 2001 eine große Retrospektive. Seine Fotos hängen in Paris, Tokio, Berlin und New York. Auch Hoppers Hollywood-Domizil zeigt seine Begeisterung für Kunst und Design. Der Schauspieler lebt in einer ultramodernen Loft-Wohnung des Star-Architekten Frank Gehry.

Artikel vom 16.05.2006