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Wir wollen Weltmeister werden!

Klinsmann lässt es krachen: Kuranyi, Ernst und Owomoyela sind nicht dabei

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Berlin (WB). Jürgen Klinsmann bleibt schwer auszurechnen. Bei seinem Abenteuer-Projekt Fußball-Weltmeisterschaft sorgte der Bundestrainer in Berlin für die nächsten krachenden Paukenschläge. In das 23 Spieler umfassende Aufgebot holte er Borussia Dortmunds Flügelflitzer David Odonkor.

Damit präsentiert das WM-Turnier vom 9. Juni bis 9. Juli einen zweiten Profi mit Wurzeln in Ostwestfalen. Odonkor (22) stammt aus Bünde im Kreis Herford. Er stürmte schon 1998 als Jugendlicher zur Borussia. Zum Stammpersonal der DFB-Auswahl gehört bereits seit Jahren der Bad Oeynhausener Arne Friedrich (26), der 2002 von Arminia Bielefeld zu Hertha BSC Berlin wechselte.
Während Junioren-Nationalspieler Odonkor sein Glück über die sensationelle Beförderung kaum fassen konnte, gab es bei anderen Spielern blankes Entsetzen. Klinsmann bootete nicht nur den Bremer Patrick Owomoyela aus, sondern setzte bei Schalke 04 gleich zum Ausmusterungs-Doppelschlag an. An der Maßgabe »Wir wollen Weltmeister werden« werden sich Kevin Kuranyi und Fabian Ernst nicht aktiv beteiligen können. »Ich bin riesig enttäuscht«, gab Ex-Armine Owomoyela zu, besser fühlten sich auch die zerknirschten Kollegen nicht. Das Trio der Enterbten bleibt allerdings zusammen mit Torwart Robert Enke (Hannover), Paul Freier (Leverkusen) und Manuel Friedrich (Mainz) in Bereitschaftsdienst, falls Verletzungen zu Umbesetzungen zwingen.
Den Sprung ins WM-Team schafften die Wackelkandidaten Jens Nowotny (Leverkusen), Thomas Hitzlsperger (Stuttgart), Oliver Neuville (Mönchengladbach) und Mike Hanke, obwohl der Wolfsburger wegen seines Feldverweises beim Confed Cup 2005 für die ersten beiden WM-Spiele gesperrt ist. »Wir haben es uns nicht einfach gemacht«, sagte Klinsmann. »Vor drei oder sechs Monaten hätte der Kader sicher noch anders ausgesehen.« Aber er ist überzeugt, auf die Richtigen zu setzen: »Die Zielsetzung muss sein, sich ganz bis zum Schluss behaupten zu wollen. Und das trauen wir dieser Mannschaft zu.«
Die kommt schon heute in Frankfurt zusammen, am Abend wird in Mannheim ein 60 Minuten-Test gegen den Verbandsligisten FSV Luckenwalde (17.30 Uhr/ARD) ausgetragen. Auf dem Fahrplan bis zur WM stehen danach Trainingslager in Sardinien und am Genfer See sowie die Partien gegen Luxemburg (27. Mai in Freiburg), gegen Japan (30. Mai in Leverkusen) und Kolumbien (2. Juni in Mönchengladbach). Dann wird auch David Odonkor erstmals A-Länderspiel-Luft schnuppern. Klinsmann verfolgte den fliegenden Rechtsaußen mit einer 100-Meter-Zeit von unter elf Sekunden schon länger, hielt jedoch mit seinem Plan bis zuletzt hinter dem Berg: »Sonst wäre doch zuviel auf den jungen Kerl eingestürzt.«
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Artikel vom 16.05.2006