16.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Masern alarmieren Staatsanwalt

1113 Erkrankte in NRW -ÊImpfexperte kritisiert Gesundheitsamt


Von Christian Althoff
Duisburg (WB). Nach der Masern-Erkrankung von bislang 1113 Menschen in NRW prüft die Staatsanwaltschaft Duisburg, ob sie ein Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche des Gesundheitsamtes einleiten muss. In Duisburg hatte die Epidemie ihren Anfang genommen.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Detlef Nowotsch, sagte dem WESTFALEN-BLATT, man lasse sich derzeit vom Gesundheitsamt über die Maßnahmen unterrichten, die seit März gegen die Krankheit ergriffen worden seien. Nach Auswertung dieser Informationen werde entschieden, ob ein förmliches Ermittlungsverfahren eingeleitet werden müsse.
Prof. Dr. Heinz-Josef Schmitt aus Mainz, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut, hatte dem Gesundheitsamt vorgeworfen, viel zu spät gehandelt zu haben. Schmitt sagte gestern, nach Auftreten der ersten 30 Fälle Anfang März sei eine »massive Impfkampagne« erforderlich gewesen, außerdem hätten nicht geimpfte Schüler vom Unterricht befreit werden müssen.
Der Impfexperte lobte gestern das NRW-Gesundheitsministerium, das Landesinstitut für Öffentlichen Gesundheitsdienst (LÖGD) in Bielefeld sowie das Robert-Koch-Institut: »Alle drei haben seit Wochen Druck auf das Gesundheitsamt Duisburg ausgeübt - zunächst jedoch ohne Erfolg«, sagte Schmitt dem WESTFALEN-BLATT. Es sei leider so, dass Gesundheitsämter autonom arbeiteten und nur ihrem Bürgermeister verantwortlich seien. »Dieser Fall zeigt, dass diese Organisationsform überdacht werden muss.« Die Duisburger Behörde habe vom 9. März bis zum 9. Mai »so gut wie nichts getan«. Da ein Mädchen durch die Masern inzwischen behindert sei, sei es nur folgerichtig, dass die Staatsanwaltschaft aktiv werde, sagte Schmitt.

Artikel vom 16.05.2006