16.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mutter beschuldigt Ex-Freund

Grausamer Tod der dreijährigen Karolina erneut vor Gericht


München (dpa). Im neu aufgerollten Prozess um den grausamen Tod der kleinen Karolina hat die Mutter ihrem mitangeklagten Ex-Freund erneut die Hauptschuld zugewiesen. Der Mann habe sie mit Tabletten gefügig gemacht und massiv bedroht, sagte die 27-Jährige gestern vor dem Landgericht München II. »Ich hatte keine Chance gegen ihn.« Die Mutter der Dreijährigen hatte zuvor eingeräumt, die Anklage sei teilweise richtig. Ihr Ex-Freund hüllte sich hingegen in Schweigen. Der 32 Jahre alte Türke hatte im ersten Prozess Misshandlungen eingeräumt, jedoch stets betont, er habe den Tod des Kindes nicht gewollt. Die beiden müssen sich wegen Mordes verantworten.
Der Mann hatte das Mädchen Anfang 2004 tagelang gequält und misshandelt, ohne dass die Mutter ihr Kind in Schutz nahm. Schließlich legte das Paar das schwer verletzte Mädchen in der Damentoilette eines Krankenhauses ab. Karolina starb zwei Tage später an ihren Verletzungen. Die Mutter und ihr Freund wurden in Italien verhaftet und später nach Deutschland ausgeliefert. Die Frau hatte behauptet, ihr Ex-Freund habe sie zu der Flucht gezwungen. »Wenn ich nicht mit gemacht hätte, hätte er sie (Karolina) sofort umgebracht.«
Sie habe immer zu dem Kind gehalten, betonte die gebürtige Polin. »Dann wäre es noch am Leben, und wir würden nicht hier sitzen«, antwortete der Vorsitzende Richter. Auf seine Frage, warum sie sich von dem von Anfang an aggressiven Mann nicht gleich wieder getrennt habe, sagte sie: »Ich hatte Angst vor ihm.«
Der Bundesgerichtshof hatte ein Ersturteil des Landgerichts Memmingen wegen Körperverletzung mit Todesfolge als zu milde aufgehoben und das Verfahren an das Landgericht München verwiesen. Die Anklage hatte in dem Verbrechen von Anfang an einen Mord gesehen.

Artikel vom 16.05.2006