17.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Folgen der Kinderlähmung im Bewusstsein verankern

Selbsthilfegruppe feiert ihr fünfjähriges Bestehen


Brackwede (WB). Als sich die Polio-Selbsthilfegruppe vor fünf Jahren zum ersten Mal traf, waren die Krankheit sowie die Problematiken der an den Spätfolgen der Kinderlähmung beziehungsweise der am Post-Polio-Syndrom Leidenden weitgehend unbekannt. Ziel war es damals, die Thematik öffentlich zu machen. Dazu traf sich ein kleiner Kreis erstmalig am 19. Mai in Brackwede. Jetzt feiert die Selbsthilfegruppe ihr fünfjähriges Bestehen.
»Nach einem beschwerdefreien Intervall von 30 und mehr Jahren hatten wir mit neuen Symptomen zu kämpfen. Abnorme Müdigkeit, zunehmende Schwäche der teilgelähmten Muskulatur, aber auch der bisher gesund geglaubten Muskulatur, Schmerzen, Atem- und Schluckbeschwerden, Kälteintoleranz, geringe psychische Belastbarkeit, waren Merkmale, die viele Ärzte bei uns inzwischen nicht mehr richtig einordnen konnten«, berichtet Karola Rengis, Vorsitzende des Vereins »Polio Selbsthilfe«. »Die Ärzte und Physiotherapeuten, die uns zu den Epidemiezeiten in den 60er Jahren behandelt hatten, waren inzwischen verstorben oder praktizierten nicht mehr. Für viele Betroffene begannen Odysseen von Arzt zu Arzt.« Den Betroffenen erschien es, als müssten sie sich zum zweiten Mal im Leben mit der Kinderlähmung auseinandersetzen.
Mit Unterstützung regionaler Institutionen konnte in den vergangenen fünf Jahren ein Netzwerk zur Behandlung des Post-Polio-Syndroms aufgebaut werden, so dass einigen 100 Betroffenen weitere Leidenswege erspart blieben. Eine Wegbegleiterin in diesen Jahren war und ist Dr. Claudia Kramer, Bezirksstellenleiterin der kassenärztlichen Vereinigung in Bielefeld und seit November im Vorstand der Ärztekammer Westfalen/Lippe. Ihrer Unterstützung verdankt die »Polio Selbsthilfe« das inzwischen bestehende Ärztenetzwerk.
Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung, die am Samstag, 20. Mai, um 14 Uhr im Service- und Begegnungszentrum des Diakonie Verbandes Brackwede, Auf der Schanze 3, beginnt, wollen Kinderlähmungserkrankte aus Westfalen und dem angrenzenden Niedersachsen Dr. Kramer für ihren Einsatz danken.
Dr. Nadja Haverkamp, Sportwissenschaftlerin der Uni Bielefeld, hält anschließend ein Referat zum Thema »Erfolgreich Altern«.
Musikalisch bringt Ute Intrup die Besucher von 16 Uhr an richtig in Schwung.
Weitere Auskünfte zur Jubiläumsveranstaltung und zum Verein Polio-Selbsthilfe in Westfalen erteilt Karola Rengis, Tel. 05 21 / 40 35 35. Sie ist auch per E-Mail zu erreichen unter folgender Adresse:
karola.rengis@polio-selbsthilfe.net

Artikel vom 17.05.2006