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Assauer: »Verdacht
enttäuscht mich«

Schalke 04 sucht den Maulwurf

Gelsenkirchen (dpa). In der Finanzaffäre des Fußball- Bundesligisten FC Schalke 04 hat Manager Rudi Assauer Mutmaßungen zurückgewiesen, er habe als »Maulwurf« interne Angelegenheiten des Vereins an die Öffentlichkeit gebracht.

»Wer mich kennt, der weiß, dass ich mich niemals für solche Dinge hergeben würde. Solche Unterstellungen enttäuschen mich zutiefst«, sagte der 62-Jährige nach einer mehrstündigen Vorstandssitzung gestern mit Gerhard Rehberg (Vorsitzender), Josef Schnusenberg (Finanzvorstand/Rheda-Wiedenbrück), Geschäftsführer Peter Peters und Teammanager Andreas Müller.
Assauer bestätigte, sich am 7. Mai im Privathaus des Generalbevollmächtigen des Schalke-Sponsors Veltins, Michael Huber, und einem »Focus«-Reporter getroffen zu haben. Über diese Begegnung sei der Schalker Vorstand vorab informiert gewesen. Auch sein Anwalt sei bei dem Gespräch dabei gewesen, so Assauer. »Der Journalist präsentierte mir eine Vielzahl von Zahlen und Informationen. Gerade bei detaillierten wirtschaftlichen Fragen habe ich jedoch nicht antworten können, sondern darauf hingewiesen, dass dieses Thema nicht in meinen Zuständigkeitsbereich im Vorstand fällt.«
Huber bestätigte Assauers Version. Nachdem er erfahren habe, dass »Focus« vertrauliche Interna vorlagen, habe er dem Schalker Management ein Treffen vorgeschlagen, das aus »Termingründen« bei ihm zu Hause stattfand. »Richtig ist, dass damit zur Klärung der bereits im Vorfeld lancierten Redaktionsinformationen beigetragen werden sollte.« Es sei ihm angesichts des stets partnerschaftlichen Miteinanders darum gegangen, »Schaden von Schalke abzuwenden«. Huber wies Meldungen zurück, er strebe ein Mandat in den Schalke-Gremien an. »Ich vertraue der Arbeit von Vorstand und Aufsichtsrat.«
Zuvor hatte der Schalker Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies (Rheda-Wiedenbrück) mit Konsequenzen gedroht, sollte sich der Verdacht erhärten, Assauer und Huber hätten Interna preis gegeben. »Das ist ein dramatischer Vertrauensverlust, wenn Assauer zusammen mit Huber den Verein verraten hat«, so Tönnies verärgert. Am Nachmittag versicherte er, die Partnerschaft zwischen der Brauerei und Schalke sei völlig intakt und liefe »uneingeschränkt weiter.« Veltins und Schalke erklärten gestern gemeinsam, »dass sämtliche im Focus-Artikel genannten Daten und Fakten zur Partnerschaft zwischen Brauerei und Verein falsch sind«.
Die »Lawine« war durch eine Vorabmeldung des Magazins »Focus« am Samstag losgetreten worden. In dem gestern erschienenen Bericht unter dem Titel »Klamme Knappen« wird die Finanzsituation des Fußball-Bundesligisten aus dem Ruhrgebiet ausführlich beleuchtet, werden Einzelheiten beschrieben und interne Zahlen genannt. Das Magazin kommt zu dem Schluss, dass Schalke am »Rande der Zahlungsunfähigkeit« stehe.
Teile der Veröffentlichungen hatte Schalke schon während des Bundesligaspiels gegen Stuttgart unter anderem durch Josef Schnusenberg als »falsch« zurückgewiesen, aber auch einige Punkte bestätigt. So gab der Finanzchef zu, dass der Club durch insgesamt drei Privatkredite in der Gesamthöhe von 8,2 Millionen Euro zeitweilig »Liquiditätsengpässe« überbrücke oder überbrückt habe.

Artikel vom 16.05.2006