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Ein tierisches
Fest der Stimmen

Konzert des VHS-Kammerchores

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Auf eine musikalische Reise in die Tierwelt hat der VHS-Kammerchor sein Publikum am Sonntag beim Konzert im Festsaal der Rudolf-Steiner-Schule mitgenommen. Bekanntes unter neuen Aspekten zu beleuchten, dafür steht Chorleiter Carsten Briest nun schon zum wiederholten Male ein.

War's im vergangenen Jahr Orffs »Carmina burana«, die Briest in einer einnehmenden Eigenfassung für Klavier und Schlagzeug zur Aufführung brachte, so überzeugte der engagierte Chorleiter jetzt mit Camille Saint-Saens »Karneval der Tiere« in einer Fasssung für gemischten Chor, Solo-Sopran, Klavier und Kammerensemble. Carsten Briest hat zu diesem Zweck Teile des Instrumentalsatzes für vierstimmigen Chor umgearbeitet und beweist dabei viel Gespür, die im Original rein instrumental gezeichneten Charakteristika der Tiere auf die menschliche Stimme zu übertragen. Dem pensionierten Studienrektor Joachim Weiss gelang das Kunststück, einen passenden, dazu noch witzig-intelligenten Text zur Musik zu schreiben. Weiss rezitierte auch die von Loriot stammenden Zwischentexte.
Das Vokal-Experiment eröffnete eine völlig neue Hörweise auf Vertrautes. Obwohl Textverständlichkeit nicht immer gewährleistet war, wirkte der Gesang größtenteils affektverstärkend. Etwa beim fröhlichen Gegacker der Hühner oder dem »Schuhplattler« des Elefanten. Erquickend auch, dass der klangfrisch aufgestellte Chor sehr markig, prägnant und bisweilen lautmalerisch die aritkulatorischen Vorgaben umsetzte, auch wenn einige Einsätze nicht immer auf den Punkt kamen.
Die so wichtigen perlend-pointierten Akzente am Klavier setzte Maxim Polijakowskij mit brillanter Technik und Geschmeidigkeit im Anschlag und die mit Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters besetzte »camerata per occasionem« steuerte in bewährter Qualität Klangfarbe und -frische bei.
Vorab gab's »Die Hochzeit der Tiere« von Wilhelm Weismann (1900 - 1983), eine volkstümliche Kantate, die im Wechselgesang von Solo-Sopran (Jessica Walden erfüllte ihren Part, dem folkoristischen Duktus folgend, strahlend und unmaniriert rein) und Chor ein Hochzeitsspiel der Waldtiere beschreibt. Stilistisch erstaunlich rückwärtsgewand, dafür einprägsam und von grroßer Ohrwurmqualität ist die Musik, die in vitaler Frische serviert wurde.

Artikel vom 16.05.2006