15.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Stadtwerke büßen zwei Millionen Euro ein

Finanzgeschäft mit Cottbuser Versorger schlug fehl

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Ein Finanzgeschäft mit den Stadtwerken Cottbus bringt den Stadtwerken Bielefeld möglicherweise einen Verlust von 2,1 Millionen Euro ein. Im Rathaus ist eine Diskussion darüber entbrannt, ob die Geschäftsführung den Aufsichtsrat des Versorgungsunternehmens über den Vorgang informiert hat oder hätte informieren müssen.

Offenbar über einen Fonds hatten die Stadtwerke Bielefeld dem Cottbuser Unternehmen vier Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Auch andere Versorgungsunternehmen aus Nordrhein-Westfalen beteiligten sich mit Millionenbeträgen. Durch den Bau eines technisch nicht ausgereiften Heizkraftwerkes gerieten die Cottbuser Stadtwerke in solche finanziellen Turbulenzen, dass die Insolvenz drohte. Die wurde vom Hauptgläubiger, der Deutschen Kreditbank (DKB), durch die Übernahme von 74,9 Prozent der Anteile verhindert. Doch die DKB kündigte an, nur 48 Prozent der darüber hinaus ausstehenden Forderungen erfüllen zu wollen. Für die Stadtwerke Bielefeld, die sich ursprünglich wohl deutliche Zinsgewinne erhofft hatten, bedeutet dies einen Verlust von rund 2,1 Millionen Euro.
Die Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Brinkmann und Friedhelm Rieke dürfen offenbar Darlehen bis zu 500 000 Euro ohne Rücksprache mit dem Aufsichtsrat vergeben. Da es sich bei den vier Millionen Euro aber nicht um einen Kredit, sondern formell um eine Geldanlage gehandelt haben soll, könnte die Rücksprache in diesem Fall nicht erfolgt sein. Die Aufsichtsräte sollten nun aber im Umlaufverfahren (Zustimmung per Unterschrift ohne Aussprache) dem Forderungsverkauf an die Kreditbank billigen.
Darüber war es am Donnerstag hinter verschlossenen Türen im Beteiligungsausschuss des Rates zum Krach zwischen den Parteien gekommen, der sich anschließend in der Gesellschafterversammlung der städtischen Beteiligungsgesellschaft BBVG fortsetzte. Über die BBVG hält die Stadt Bielefeld 50,1 Prozent an den Stadtwerken. Erörtert wurden in den Gremien auch Haftungsfragen der vom Rat entsandten Aufsichtsräte.
Nun soll nach Informationen des WESTFALEN-BLATTes der Aufsichtsrat der Stadtwerke einen Fragenkatalog an die Stadtwerke-Management erarbeiten, um die Vorgänge aufzuklären.

Artikel vom 15.05.2006