Sao Paulo (dpa). Ein geheimnisumwitterter Mann mit ungewöhnlich großer Nase versetzt Brasilien wie selten jemand zuvor in Angst und Schrecken - obwohl er hinter Gittern sitzt. Die Polizei in Brasilien reagiert mit Straßensperren und Kontrollen auf die Anschläge. Der wegen Bankraubs zu 44 Jahren Haft verurteilte Marcos Camacho hat nach Erkenntnissen der Behörden die Attentatsserie auf Sicherheitsbeamte angeordnet, bei der im reichsten Bundesland Sao Paulo mindestens 52 Menschen ums Leben gekommen sind. Der 39-Jährige ist Boss der Mafiagruppe »Primeiro Comando da Capital« (PCC, Erstes Hauptstadt-Kommando) - eines Terror-Konzerns, der mit Hilfe von Handys und Tausenden treuer Ehefrauen und Verlobten von Gefangenen ungestört schaltet und waltet. PCC hat in fast allen Gefängnissen im Süden Brasiliens das Sagen. Der Gruppe gehören Tausende Gefangene an. Sie arbeiten nach amtlichen Angaben mit 1800 korrupten Wächtern und Polizisten zusammen, betreiben Drogen- und Waffenhandel. Die Bande habe schwere Waffen und ein Vermögen von 40 Millionen Euro, heißt es. Abkommen mit ranghohen Beamten und Politikern sollen das Geschäft zusätzlich am Laufen halten. Die jüngsten Attentate geschahen zwischen Freitagnacht und Sonntagmorgen in der Wirtschaftsmetropole Sao Paulo sowie in anderen Gemeinden des gleichnamigen Bundeslandes. Die Aktionen seien vermutlich eine Antwort von kriminellen Gruppen auf die Zwangsverlegung von 740 Gefängnisinsassen in den vergangenen Tagen, teilten die Behörden mit. Dabei waren unter anderen auch mindestens acht ranghohe Mafiabosse isoliert worden. Bei den getöteten Menschen handelt es sich um 22 Polizisten, vier Gefängniswärter, die Verlobte eines Polizeibeamten, ein weiterer Zivilist sowie acht mutmaßliche Verbrecher. Außerdem wurden bei den Aktionen mindestens 60 Menschen verletzt. Innerhalb von 30 Stunden wurden mindestens 73 Anschläge auf Polizeiwachen und Patrouillenwagen sowie auch auf Gefängniswachhäuser verübt.
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