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Ohne »Knipser« keine Chance

Arminia in Köln trotz der 2:4-Niederlage spieltechnisch überlegen

Von Werner Jöstingmeyer
Köln (WB). Verrückte Fußballwelt im ausverkauften Kölner RheinEnergieStadion. Frenetisch feierten 46 000 Zuschauer den 1. FC Köln, der zum vierten Mal in seiner Vereinsgeschichte aus der Bundesliga abgestiegen ist. Die Begeisterung der restlichen 3 000 Fans hielt sich in Grenzen. Auch im sechsten Spiel in Folge musste Arminia den Sieg dem Gegner überlassen.

»Wir wollen unsere Situation nicht schlechtreden. Schließlich ist mir diese 2:4-Niederlage lieber als ein Abstiegsendspiel«, wies Bielefelds Finanz-Geschäftsführer Roland Kentsch auf den längst vollzogenen Klassenerhalt hin. Und die entsprechende Anerkennung erhielt Arminia von Kölns Manager Michael Meier: »Gratulation an Bielefeld. Der Nichtabstieg ist das Ergebnis kontinuierlicher Arbeit. Wir wissen, was es bedeutet, wenn man mit knappen Mitteln haushalten muss und dennoch in der ersten Liga bestehen kann.«
Mit dem buchstäblichen letzten Aufgebot präsenierten sich die Ostwestfalen als die spieltechnisch bessere Mannschaft. »Wir hatten nicht nur mehr Spielanteile, sonder auch den 1. FC Köln von Beginn an im Griff«, zeigte sich Trainer Thomas von Heesen mit den Abläufen zufrieden. Den kleinen aber entscheidenden Unterschied sah er in der Person von Lukas Podolski: »Der Junge hätte heute in unserem Team mindestens drei Tore gemacht.«
Die Gala-Show des Jungstars begann in der 44. Minute. Elegant brachte er eine Flanke von Patrick Helmes unter Kontrolle. Ehe DSC-Abwehrspieler Bernd Korzynietz die Situation begriff, hatte Podolski aus der Drehung abgezogen und das Leder zappelte schon zur Kölner Führung im Netz. »Ein Tor aus dem Nichts«, ärgerte sich Thomas von Heesen.
Die passende Antwort gab Arminia unmittelbar nach dem Wiederanpfiff. Der fleißige Roberto Pinto bereitete den Ausgleich von der Torauslinie glänzend vor. David Kobylik war schneller als Markus Feulner und ließ mit einem knallharten Schuss FC-Keeper Alexander Bade keine Chance.
Jetzt nahm die letzte Partie der Saison 2005/2006 richtig Fahrt auf und die La Ola-Welle schwappte durch das schmucke Stadion. Nachdem sich Arminias Schlussmann Dennis Eilhoff bei seinem Bundesliga-Debüt erstmals richtig auszeichnen konnte, indem er einen Helmes-Kopfball aus kurzer Distanz mit einem riesigen Reflex über die Latte drehte, war er wenig später machtlos. Weil nach einem Eckstoß im Bielefelder Abwehrzentrum die Zuordnung nicht passte, brachte Matthias Scherz den FC erneut in Front.
Arminia gab sich nicht geschlagen, brachte die Gastgeber immer wieder in Verlegenheit. Radomir Dalovic düpierte Carsten Cullmann. Das 2:2 war perfekt. Schon zwei Minuten später die gleiche Situation. Diesmal scheiterte der ausgeliehende Serbe ebenso an Torwart Bade wie kurz darauf Ioannis Masmanidis. »Diese Treffer mussten wir erzielen. Dann wären wir als Sieger vom Platz gegangen«, gab Dalovic später zu.
Der Kölner Schlussakkord wurde singend von den prall gefüllten Tribünen eingeleitet. »Dieses Signal hat meine Mannschaft aufgenommen«, freute sich Trainer Hanspeter Latour. Wieder war es Lukas Podolski, der sich mit einem gezielten Schlenzer zum 3:1 nach Westermanns missglückter Kopfballabwehr ins Zentrum einen bemerkenswerten Abschied bereitete. Den Rest besorgte Patrick Helmes schon 60 Sekunden später mit einem klassischen Konter.
»Unser Saisonausklang mit einer Niederlage ist nur die zweitbeste Lösung«, meinte Vorstandsmitglied Albrecht Lämmchen, bescheinigte dem Team aber »mehr Engagement als zuvor.« Kentsch vermisste ein bisschen die » Galligkeit« und begründete das letzte fehlende Erfolgerlebnis: »Nach dem Erreichen des Klassenziels mit 37 Punkten und dem Pokal-K.o. in Frankfurt fehlte offensichtlich die Spannung.«
Thomas von Heesen wars letztlich egal. Sein berechtigter Einwand: »Uns fehlte erneut die individuelle Klasse. In voller Besetzung wären wir heute als klarer Sieger nach Hause gefahren.«

Artikel vom 15.05.2006