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Wespen-Königinnen
suchen einen Nistplatz

Warmes Wetter sorgt für »guten Start in die Saison«

Hamburg (dpa). Wespen haben auf Grund des warmen Wetters derzeit einen guten Start in die Saison. Vor allem die recht großen Königinnen fliegen auf der Suche nach einem Nistplatz umher.
Zwei Wespen kämpfen auf einer Brötchenhälfte mit Marmelade um den besten Platz zum Fressen. Foto: dpa
Bevorzugte Plätze sind Bäume, aber auch Nisthäuschen für Vögel oder Rollladenkästen, wie die Biologin Kerstin Heemann von der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg in Stuttgart erläutert.
Ihr Trost für geplagte Gartenfreunde: »Mit einem Wespennest im Garten hat man weniger Mücken.« Wespen seien für das Ökosystem sehr wichtig, denn sie sorgten dafür, dass es nicht zu viele andere Insekten gebe, sagt die Fachberaterin für Hornissen- und Wespenschutz. Das warme Wetter komme den getigerten Fliegern entgegen. Ob es in diesem Jahr eine große Wespenplage in Gärten und auf Balkons geben wird, sei jedoch noch nicht absehbar.
Die Königinnen brauchen zunächst viel Energie für den Flug. Außer Insekten steht Nektar auf ihrem Speiseplan. »Sie fressen auch die Rinde von Bäumen ab und ernähren sich von Baumsäften«, sagt Heemann. Die Holzmaterialien vermischen Wespen mit Speichel und bauen daraus ein Nest für ihre Brut. Derzeit schlüpfen die ersten Arbeiterinnen, die der Königin bei der Aufzucht der weiteren Brut helfen.
Zwei bundesweit verbreitete Arten, die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe, lieben zudem die Fleischgerichte der Menschen. »Wenn sie viel Brut zu versorgen haben, dann fressen die Tiere auch Würstchen oder Steak«, sagt Heemann. Fleisch und Insekten verfüttere eine Wespe an die Brut, Süßes wie etwa Marmelade verwerte sie dagegen gleich selbst.
Wespen stechen laut Heemann nur, wenn sie sich bedroht fühlen. »Vor allem Anpusten macht die Tiere aggressiv.« Den Stachel ziehen sie in der Regel wieder aus der Haut heraus, denn sie benötigen ihn für ihre Beute. Als Hausmittel bei Stichen rät Heemann zu einer aufgeschnittenen Zwiebel, deren ätherische Öle eine gute Heilwirkung hätten.
Den vorigen Winter haben die meisten Insekten gut überstanden. »Es ist ein Irrglaube, dass kalte Winter den Tieren zusetzen«, sagt der Vizepräsident der Münchner Entomologischen Gesellschaft, Ernst-Gerhard Burmeister. Im Gegenteil: Wespenköniginnen, Mücken und Maikäfer zum Beispiel seien von Pilzen und Bakterien etwas stärker verschont worden als sonst. Denn diese Mikroorganismen richteten in kalten Wintern weniger Schaden bei den Insekten an als in warmen.
Auch die Eier der Mücken hätten den Winter problemlos überstanden. Die Gartenmücken kommen derzeit aus Schuppen und Kellern gekrochen. »Die Weibchen fangen an zu stechen, damit sie Eier entwickeln können«, sagt Burmeister.

Artikel vom 13.05.2006