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Bauamt pfeift
Architekten zurück

Tierpension: Amtsleiter verärgert

Von Matthias Meyer zur Heyde
Oldentrup (WB). Der Leiter des Bauamts tobt. Denn nicht etwa seine Institution hat das Gutachten zur geplanten Tierpension zur Überprüfung nach Detmold geschickt - das tat der Architekt der Aids-Hilfe.

»Ich habe dem Architekten Herbert Moers deutlich zu verstehen gegeben, dass das Genehmigungsverfahren zum Projekt am Schmetterlingsweg allein unsere Sache ist«, wetterte am Freitag Bauamtsleiter Wolfgang Goldbeck. »Über die Eigenmächtigkeit von Herrn Moers bin ich kein bisschen ÝamusedÜ.«
Wie das WESTFALEN-BLATT am Freitag berichtete, hatte der Lärmspezialist Wolfgang Richter vom Staatlichen Umweltamt (StAfUA) Detmold Mitte April ein schalltechnisches (tierpensionskritisches) Gutachten auf Plausibilität geprüft, mitnichten jedoch auf Veranlassung des Bielefelder Bauamts. Vielmehr war Architekt Moers, der im Auftrag der Aids-Hilfe die Tierpension baut, in Detmold vorstellig geworden. »Als Verfahrensbeteiligtem steht ihm zwar Akteneinsicht zu, nicht aber der Eingriff ins Verfahren«, wütete Goldbeck.
Das StAfUA nimmt hoheitliche Aufgaben wahr, bearbeitet also nicht private Anliegen. »Ich habe von dort auch keine Befundung verlangt, sondern nur Informationen weitergereicht«, sagte Moers dem WESTFALEN-BLATT. Wem hat er das Gutachten überreicht? »Das weiß ich nicht mehr.«
Er war's: Franz-Josef Schnieders, in der Bielefelder StAfUA-Außenstelle für immissionsschutzrechtliche Fragen zuständig. »Schnieders hat dann sofort Richter mit der Befundung beauftragt, weil er einen späteren formellen Auftrag von seiten des Bauamts erwartete«, erklärt StAfUA-Pressesprecher Hermann Wehe.
Liegt so ein Auftrag vor? »Nein.« Geprüft wurde trotzdem schon mal. »Kann ja nicht schaden«, meint Wehe.
Am Freitagmorgen wusste niemand im Bauamt, wo der Befund des StAfUA war. Wehe wusste es: »Wir haben ihn.« Bereits am Donnerstag vergangener Woche allerdings sagte Dieter Ellermann vom Stab des Baudezernenten Gregor Moss dem WESTFALEN-BLATT, nach Beendigung der (offensichtlich unbefriedigend verlaufenen) Gespräche mit der Aids-Hilfe setze die Stadt nun auf das StAfUA. Eine Woche später jedoch ist immer noch nichts veranlasst worden.
Von juristischer Seite aus hält man die Vorgänge um das sich mühsam dahinschleppende Genehmigungsverfahren für »dubios«, »unüblich« und »irritierend«.

Artikel vom 13.05.2006