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Schriftzeichen als Gestaltungsmittel

Kunstraum »Rampe« zeigt posthum eine Hommage an Stanislav Cáp


Bielefeld (uj). Zu Lebzeiten hatte es nicht mehr sollen sein - nun aber würdigt Marion Dueball rückwirkend mit einer Hommage an Stanislav Cáp das Werk des 2004 in Oerlinghausen gestorbenen Künstlers im Kunstraum »Rampe«. Aus dem Fundus des noch immer vorhandenen Ateliers hat Dueball 22 vornehmlich großformatige Arbeiten auf Hartfaserplatte ausgewählt. Sie werden um einige Papierarbeiten sowie eine in limitierter Auflage erhältliche Radierung ergänzt.
Die Gemälde sind dem Spätwerk des 1980 aus Prag in die Bundesrepublik emigrierten Künstlers zuzuordnen und stehen stilistisch dem abstrakten Expressionismus und Informell nahe. »Unfigurativ« nannte der Meister seinen Malstil, denn Cáp hatte etwas gegen die Bezeichnung »abstrakt«. Etwas, das nicht konkret sei, könne man sich nicht vorstellen und folglich nicht malen, so seine Einstellung.
Farbe, Zeichen und Strukturen -Ê geritzt, gespachtelt oder von Pinselspuren herrührend - gehen bei Cáp eine kraftvolle Symbiose ein. Farblich dominiert häufig ein Ton, der von einem zweiten gebrochen wird. Zutage tretende Schichten vermitteln zuweilen einen räumlichen Eindruck.
Augenfällig prägnant sind immer wieder Schriftzeichen, die Stanislav Cáp in seine Werke integrierte. Mal lesbar, mal unlesbar, bilden sie ein wiederkehrendes Gestaltungsmittel im Îuvre des Künstlers. »Er war sehr an Literatur interessiert und hat viel gelesen. Dieses Interesse ist in sein malerisches Schaffen eingeflossen«, erzählt Sigrid Mai, die ehemalige Lebensgefährtin des Künstlers, der die Bildfläche stets als Arena empfand, auf der sich sämtliche Elemente frei bewegen und entfalten können sollten.
Verständlich, bedenkt man, dass Cáp in der kommunistischen Tschechoslowakei dem Diktat des sozialistischen Realismus unterworfen und somit seiner künstlerischen Freiheit beraubt war. Um leben zu können, arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator. Zwölf Jahre lang wurden seine Ausreiseanträge abgelehnt, ehe ihm 1980 die Emigration gelang.
Die Ausstellung ist bis zum 1. Juni in der »Rampe« an der Neustädter Straße 9 zu sehen. Sie kann mittwochs bis freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 12 bis 15 Uhr besichtigt werden sowie nach telefonischer Absprache unter 29 84 47.

Artikel vom 13.05.2006