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Ikarus oder
der Traum
vom Fliegen

Theaterprojekt mit jungen wilden Kerlen

Bielefeld (uj). Der griechische Mythos von Daedalus und Ikarus hat seit Ovid nichts von seiner Faszinationskraft eingebüßt. Er versinnbildlicht den Menschheitstraum vom Fliegen ebenso wie die Angst vor Abstürzen. Das Alarmtheater stellt derzeit ein Theaterprojekt auf die Bühne, bei dem ehemals drogenabhängige junge Männer ihre eigenen Sichtweisen zu Ikarus entwickeln und in einem facettenreichen Theaterabend bündeln.

Der von den beiden pädagogisch-künstlerischen Leitern Dietlind Budde und Harald Otto Schmid zugrunde gelegte Gedanke überführt die eigentlich tragische Figur in eine Art Idol. Schmid: »Wir haben aus Ikarus eine positive Figur gemacht, die für uns für den Traum vom Fliegen steht.« So erzählen die Akteure -Ê 15 junge wilde Kerle, wie es in der Einladung heißt, und drei Mitglieder der Jungen Bühne des Alarmtheaters -Ê in körperbetonten Bewegungschoreografien Geschichten rund ums Fliegen: von Höhenflügen, Tiefflügen, Abstürzen, Landungen, Rettungsflügen und - Rausflügen. »Das Rausfliegen ist ein Aspekt, den die Schauspieler aus ihrem eigenen Erfahrungsraum mit einbringen. Wir haben das aufgegriffen«, verdeutlicht Harald Otto Schmid die Idee.
Was geht und was nicht, wie das Stück, eine Collage aus Bewegung, Musik, Sprache und Liedern, letztlich aussehen wird, hängt in starkem Maße von den Fähigkeiten der Teilnehmer ab. Sie dort abzuholen, wo sie stehen, sie zu motivieren und Vertrauen in die eigenen Stärken zu wecken, ist eine Herausforderung, der sich Budde und Schmid in ihrer Arbeit täglich neu zu stellen haben.
Seit einigen Jahren hat sich die freie Bühne an der Gustav-Adolf-Straße mit soziokulturellen Projekten einen Namen gemacht. Wegen der finanziellen Krise, in die das Alarmtheater Anfang 2006 durch ausbleibende Fördergelder geraten war (das WESTFALEN-BLATT berichtete), war lange ungewiss, ob auch in diesem Jahr ein Theaterprojekt mit ehemals Drogenabhängigen stattfinden würde. Dank einer großzügigen Spende der Sparkassen-Stiftung konnte das Ikarus-Projekt jedoch kurzfristig umgesetzt werden.
Die Premiere von »Ikarus oder der Traum vom Fliegen« findet am Mittwoch, 24. Mai, 20 Uhr, statt. Weitere Aufführungen vom 25 Mai bis 1. Juni täglich um 20 Uhr. Vom 29. bis 31. Mai werden zudem vormittags Schulvorstellungen angeboten. Infos und Karten gibt's telefonisch unter 13 78 09.

Artikel vom 16.05.2006