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Stasi-Drama räumt Filmpreise ab

Ein Stück deutscher Geschichte: Lola-Verleihung setzt Zeichen

Von Elke Vogel
Berlin (dpa). Diese Lola-Verleihung hat ein Zeichen gesetzt: Für das bewegende Stasi-Drama »Das Leben der Anderen« von Florian Henckel von Donnersmarck gab es am Freitagabend in Berlin neben dem Preis als bester Film sechs weitere deutsche Filmpreise.
Die Debütarbeit des Regisseurs Florian Henckel von Donnersmarck wurde von der Deutschen Filmakademie zum besten Spielfilm gekürt. Henckel von Donnersmarck wurde zudem als bester Regisseur geehrt.

Damit zog die Deutsche Filmakademie den Hut vor der ersten ernsthaften filmischen Auseinandersetzung mit der jüngsten deutschen Geschichte. »Ach, herrlich! Diesen Preis verdanke ich denen, die das Drehbuch ohne Vorurteile gelesen haben«, rief von Donnersmarck begeistert. »Wir wollten einen Film machen, der die Herzen erreicht, aber die Zuschauer trotzdem ernst nimmt.«
Nicht nur als bester Film wurde »Das Leben der anderen« ausgezeichnet. Ulrich Mühe wurde für seine Rolle eines Stasi- Hauptmanns, der am Ende mit seinem Opfern mitfühlt, als bester Hauptdarsteller geehrt. Auch sein Film-Vorgesetzter Ulrich Tukur erhielt eine Lola. Er nahm den Preis als bester Nebendarsteller entgegen. Weitere Preise für »Das Leben der Anderen« gab es in den Kategorien Regie, Drehbuch, Szenenbild und Kamera. »Ich bin sehr glücklich über diesen Preis, weil ich über diesen Film so glücklich bin«, sagte Mühe.
Mit dem viel diskutierten Drama »Das Leben der Anderen«, das bereits 800000 Deutsche gesehen haben, arbeitet erstmals ein großer Kinofilm die Überwachung der DDR-Bürger durch die Stasi auf. Opfer und Täter von damals, Politiker und Wissenschaftler, Kinogänger und Kinomuffel beschäftigen sich seit dem Filmstart plötzlich wieder öffentlich mit der Aufarbeitung der deutsch-deutschen Geschichte.
Der Filmpreis in Silber ging zu gleichen Teilen an das packende Neuköllner Sozialdrama »Knallhart« von Detlev Buck und den aufwühlenden Exorzismus-Film »Requiem« von Hans-Christian Schmid. »Ich hatte sehr viel Angst am Anfang«, bekannte Buck und bemerkte dann lakonisch: »Wir haben noch nie so einen gesellschaftspolitisch relevanten Film gemacht, und wir hatten auch noch nie so wenig Zuschauer.«
Leer ging der Publikumsliebling »Sommer vorm Balkon« von Andreas Dresen aus. Immerhin noch fünf Lolas erhielt »Requiem«. Darunter wurde Imogen Kogge als beste Nebendarstellerin geehrt. »Dass man so einen schönen Preis für so eine spröde, nicht gerade als Sympathieträger geltende Figur bekommt, das ist toll«, sagte Kogge, die in dem Drama eine bigotte Mutter spielt.
Der Schauspieler Bruno Ganz hatte auf der Gala den Ehrenpreis für ihre herausragenden Verdienste um den deutschen Film an die Agentin Erna Baumbauer übergeben. Die 87-Jährige war sichtlich gerührt und wischte sich Tränen aus dem Gesicht. Zu Erna Baumbauers Schauspielerteam gehören neben Ganz auch Maximilian Schell, Sebastian Koch, Angela Winkler, Otto Sander, Vadim Glowna, Susanne Lothar, Peter Weck und Ulrich Mühe.
Der mit insgesamt 2,9 Millionen Euro höchst dotierte deutsche Kulturpreis wird aus dem Etat des Kulturstaatsministers finanziert und von einer Jury der Deutschen Filmakademie vergeben.

Artikel vom 13.05.2006