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»Unser kleiner
Betrieb hat Zukunft«

Familie Falkenreck aus Verl setzt auf Daunen

Von Manfred Köhler
Verl (WB). Die Nacht ist nicht nur zum Schlafen da, sondern vor allem zum Erholen: Und das ist leicht -Ê»federleicht«, meinen Iris Falkenreck und ihre Eltern Renate und Dieter. Die Familie setzt seit 37 Jahren auf Daunen und hohe Qualität und hat sich mit einem Patent erfolgreich in einem Nischenplatz gegen die großen Bettdeckenhersteller behauptet.

Auf ihre Kastendaunendecken sind die gebürtigen Gütersloher, die seit acht Jahren in Verl produzieren, stolz. Bei ihnen kommt nichts anderes hinein als die besten Daunen, die sie bekommen können - wie die weiße masurische, die weiße polnische oder die moldawische. Wer es wünscht, kann auch die Eiderdaune für sein Bett bekommen. »Sie ist der Diamant unter den Daunen«, sagt Dieter Falkenreck. Eins haben sie aber alle gemeinsam: Sie geben Wohlgefühl und sind gesund. »Hausstaub und Milben habe keine Chance«, versichert Iris Falkenreck und weiß: »Asthmakliniken stellen teilweise auf Daunendecken um.«
Nicht weniger stolz ist die Familie darauf, dass sie bodenständig ist. Von Auslandsfertigung halten die Falkenrecks nichts. Ihre Firmenphilosophie haben sie in dem Slogan »Made in Ostwestfalen« zusammengefasst. Ihr Selbstbewusstsein wird getragen von einer 2001 selbst entwickelten Modellreihe, die in dem Betrieb am Hülshorstweg genäht wird. »Die ist einzigartig am Markt«, betont Dieter Falkenreck. »Durch unterschiedliche Kassetten und Stege kann sich die Daunendecke an den Körper anpassen. Eine spezielle Nähtechnik verhindert das Verrutschen der Daunen.«
Die Idee des Firmenchefs öffnete dem kleinen Unternehmen das Tor zur Zukunft. Das Patent sicherte das Überleben in einem hart umkämpften Markt. »Damit haben wir gute Chancen«, meint Dieter Falkenreck. Wie gut das Produkt ist, hatte auch die Konkurrenz schnell begriffen, die laut Dieter Falkenreck dem kleinen Unternehmen im Laufe der Jahrzehnte immer wieder Verbesserungen abgeschaut und auf die eigenen Produkte angewendet hat: »Das hat man auch bei unseren Patent versucht. Die Großindustrie wollte uns den Gebrauchsmusterschutz abjagen.«
Das ist ausgestanden, die Familie Falkenreck kann sich über zweistellige Umsatzzuwächse freuen. Und das trotz Sterbens der Bettenhäuser und Bettenfachabteilungen. »Wir verlieren pro Monat einen Kunden und wachsen trotzdem«, freut sich Dieter Falkenreck. »Man muss eben neue Wege gehen.« Dazu gehört, dass die Manufaktur für Daunendecken immer wieder neue Produkte entwickelt, wie jetzt eine Sommerdecke. »Die ist noch ganz frisch, wir haben sie gerade erst auf der Messe vorgestellt«, erzählt Iris Falkenreck, die irgendwann von den Eltern die Firmenführung übernehmen wird.
Im Vergleich zur normalen Saisonware des Winters, in der 680 bis 910 Gramm Daunen verarbeitet werden, bringt die neue Decke 250 bis 300 Gramm auf die Waage. »Und sie hat einen geschmeidigen Bezug«, erklärt die gelernte Industriekauffrau. Ihr stolzer Vater: »Was wir herstellen, ist perfekt.« Den Eindruck hat auch eine südkoreanische Firma, die das neue Produkt zu den Besten in Europa zählt.
Für den Weg an die Spitze hatte Dieter Falkenreck eigentlich ganz andere Pläne. Aus dem elterlichen Bettenfachgeschäft in Gütersloh kommend, hatte er seine Erfahrungen in der Bettenindustrie in Worms gesammelt, zwischenzeitlich bei einem Wirtschaftsprüfer und Steuerberater gearbeitet und träumte von einem großen Betrieb. Heute weiß er: »Wir habe es genau richtig gemacht. Den großen Betrieb gibt's nicht mehr. Aber unser kleiner Betrieb hat Zukunft.«

Artikel vom 18.05.2006