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Pfefferminzpastillen aus
Enger gehen in alle Welt

Kräutica: mehr als 70 streng geheime Rezepturen

Von Kerstin Sewöster
Enger (WB). Belebt fühlt sich, wer die Firma Kräutica in Enger besucht. Schon in der Eingangstür steigt der frische Minzgeruch in die Nase, angenehm und intensiv. Hier ist die Power Mint Pastille zu Hause.

»Wir verwenden ätherische Öle«, verrät Wolfgang Oeij, der mit seinem Bruder Stefan den Familienbetrieb quasi in zweiter Generation führt, denn noch gehört das Unternehmen zu 100 Prozent Mutter Irene Oeij.
80 Tonnen Pfefferminztabletten werden in Enger produziert. Die sieben Millimeter großen und nur 140 Milligramm schweren Frischmacher gehen mittlerweile in die ganze Welt. Das Kernteam besteht aus 20 Mitarbeitern, in starken Monaten wächst die Belegschaft auf 30 Beschäftigte an. »Unsere Firmengröße ist optimal«, betont Oeij. Kräutica könne so flexibel auf die Anforderungen des Marktes reagieren. Investiert werde deshalb auch eher in händische Arbeit als in Maschinen.
Im Firmenbereich, in dem die Minzpastillen abgefüllt werden, herrscht rege Betriebsamkeit. Die Pastillen werden in eigens für Kräutica entwickelte Kunststoffschachteln abgefüllt, Etikettierrollen werden ausgetauscht. Neben der Produktion der Minzpastillen werden in Enger auch die Verpackungen etikettiert. Die fertigen Produkte gehen schließlich an den Einzelhandel - zur Zeit noch vornehmlich in Süddeutschland -, sind in Kiosken und Tankstellen zu finden, aber auch als Private Label-Produkte zu haben. Es gibt auch Sondereditionen, wie zum Beispiel 2005 zum Sinalco-Jubiläum. Bestens bekannt sind die Minzspezialisten aus Enger auch in der Werbemittelbranche. Die Geschmackserfrischer in den handlichen, nach Kundenwünschen bedruckten Verpackungen, wahlweise auch in Blechdosen zu haben, sind beliebte Werbegeschenke.
Herz des Familienbetriebs sind jedoch die kleinen Pastillen, die je nach Geschmacksrichtung auch in hellrosa, mintgrün und blassblau produziert werden. Gemeinsam haben sie, dass sie frei von Zucker sind; Trägersubstanz ist der Austauschstoff Sorbitol, der in riesigen Säcken als Granulat angeliefert wird. »Das Heiligtum« ist ein kleiner Raum, in dem das Granulat, Aromen und Auszüge aus ätherischen Ölen gemischt werden. »Das muss sehr behutsam geschehen«, betont Oeij. Große Anforderungen werden an das Raumklima gestellt: Es muss absolut trocken und staubfrei sein.
Mehr als 70 Rezepturen werden streng geheim gehalten. Je nach Bestimmungsland können die Inhaltsstoffe variieren. Die Kräutica GmbH bietet insgesamt zwölf Geschmacksrichtigungen auf dem Markt - von Spearmint, über Erdbeergeschmack bis hin zu extra starken Pastillen für Raucher. Hinzu kommen noch Spezialmischungen für die Private Label-Produktion, ergänzt Oeij. Den Umsatz gibt der Geschäftsführer mit zwei Millionen Euro an, etwa 40 Prozent davon werden mit der Eigenmarke Frésh erwirtschaftet.
Neue Märkte haben die Engeraner im Visier, doch der Aufwand für das mittelständische Unternehmen ist enorm. Ein Jahr lang habe es gedauert bis die Eigenmarke Frésh in Japan platziert werden konnte, erklärt Melanie Müller, Assistentin der Geschäftsführung.
Der Qualitätsanspruch ist hoch, und das Management von Kräutica will wissen, wo ihre Produkte im fremden Land angeboten werden. Zu berücksichtigen seien insbesondere die länderspezifischen Vorschriften bezüglich der Inhaltsstoffe. Zu beachten seien jedoch auch die unterschiedlichen Vorlieben der Nationen. »Asiatische Länder mögen es mehr minzig, Südeuropäer schätzen sehr die fruchtigen Geschmacksrichtungen und die Briten mögen es erstaunlicher weise gar nicht so scharf«, weiß Melanie Müller.
Etwa zwei neue Produkte bringt Kräutica jährlich auf den Markt, wichtige Impulse bekommen die Minzhersteller dabei auf Messen. Eine der wichtigsten ist die Internationale Süßwarenmesse, aber auch in Paris und auf der ANUGA in Köln sind Wolfgang Oeij und sein Team vertreten.
Als kleines Unternehmen hat Kräutica im vergangenen Jahr einen riesengroßen Schritt getan und die Position im Minze-Markt gestärkt. »In den vergangenen Jahren haben wir in die Zertifizierung investiert«, erklärt Oeij. Seit vergangenem Jahr produziert Kräutica nach dem International Food Standard (IFS). Oeij geht davon aus, dass die Lebensmittelproduktion nach diesem Standard ein Muss sein wird. In dem Engeraner Betrieb musste die Produktion dafür komplett neu durchdacht werden. IFS erfordert unter anderem eine lückenlose Dokumentation eines jeden Produktionsschrittes, dafür mussten die Mitarbeiter geschult werden. Die Rückverfolgung eines jeden Inhaltstoffes müsse gewährleistet sein, erläutert Assistentin Müller eine Voraussetzung zur Erfüllung des IF-Standards. Sämtliche Glaselemente wurden aus der Produktion entfernt, Kunststoffe müssen über einen Splitterschutz verfügen.
Kräutica sieht sich mit diesen Maßnahmen auf jeden Fall gerüstet - denn frischer Atem wird auch in Zukunft ein Thema sein.
www.fresh-mints.com

Artikel vom 18.05.2006