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Schritt in die
Selbständigkeit

Maschinenbauer Heinrich Mackenstedt

Von Wilfried Mattner
Offelten (WB). Ein denkmalgeschütztes Gebäude im Fachwerkdorf Offelten ist seit gut drei Monaten die berufliche Heimat für Heinrich Mackenstedt. Etwa 400 Quadratmeter stehen ihm im Haus Offelter Dorfstraße 2 zur Verfügung, die er als Werkstatt, Lagerraum und Büro nutzt. Hier verarbeitet er Metall, erledigt Schlosserarbeiten und Lohnschweißerei.

Am 8. Februar dieses Jahres wagte der 49-Jährige den entscheidenden Schritt in die Selbständigkeit. »Recht spät«, wie er einräumt - und durchaus nicht freiwillig. Aber die eigene berufliche Situation habe ihm keine andere Wahl gelassen: »Nachdem ich arbeitslos wurde und keine Besserung in Sicht war, kam ich zu der Überzeugung, dass es vermutlich leichter sein dürfte, an Aufträge zu kommen als in meinem Alter noch einen Arbeitsplatz zu finden. Also habe ich mich auf eigene Beine gestellt.«
Sein Schritt in die Selbständigkeit wird von der Agentur für Arbeit gefördert - und so maßgeblich erleichtert. Insgesamt sechs Monate läuft dieses Programm. Wobei er darauf hinweist, dass es für ihn Arbeitszeiten wie in einem »normalen« Betrieb nicht gibt: »Mein Arbeitstag ist äußerst dehnbar und wird von Terminvorgaben und Arbeitsanfall bestimmt.«
Auf der großen Deele an der Offelter Dorfstraße 2 erledigt Heinrich Macken-stedt im Metallbereich alles, was es serienmäßig nicht zu kaufen gibt. Die Wünsche und Vorgaben der Kunden sind für ihn entscheidend. So fertigt er zum Beispiel einbruchshemmende Gitter aus unterschiedlichen Metallen an und produziert Aufstellungsgitter mit Sondermaßen etwa für Schweineställe. Wenn jemand einen Luftwärmekasten mit Sondermaßen für einen Kachelofen benötigt - der gelernte Maschinenbauer kann auch diesen Wunsch problemlos erfüllen.
Momentan baut er einen alten Wagen, den ihm ein Kunde gebracht hat, zu einem Gefährt um, mit dem Langholz transportiert werden kann. Daneben stellt er neue Geräte für die landwirtschaftliche Bodenbearbeitung her. Dazu gehören Tie-fenmeißel, die dazu dienen, verdichteten Untergrund wieder aufzulockern. In Serie produziert Mackenstedt die Tiefenmeißel TM 2 (zwei Meißel) und TM 3 (drei Meißel), auf Wunsch gibt es jedoch auch den TM 1 (ein Meißel) und den TM 5 (fünf Meißel). Mit diesen Geräten wird eine maximale Arbeitstiefe von 60 Zentimetern erreicht. Allerdings braucht der Kunde auch ein entsprechendes »Zugpferd«: Für den Einsatz des TM 3 ist ein Traktor mit 150 PS erforderlich.
In der Schlosserei erledigt Heinrich Mackenstedt Reparaturen aller Art, insbesondere an landwirtschaftlichen Maschinen, Klein- und Gartengeräten. Und als Lohnschweißer wird er in der Regel immer dann tätig, wenn andere Firmen Überkapazitäten haben, Aufträge schnell abgewickelt werden müssen oder Personalmangel herrscht. »Das sind meist Massenartikel, die ich nach einer vorgegebenen Zeichnung herstelle, zum Beispiel mechanische Teile, die in anderen Produkten weiter verwendet werden, Konsolen oder Hebel. Bezahlt wird nach Stückzahl, für die ich vorher ein Angebot mache.« Allerdings sei die Stückzahl höchst unterschiedlich: »Das können mal vier, aber auch 400 oder mehr Teile sein.«
Gebohrt hat er ebenfalls schon Teile für ein Kraftwerk. Vier Werkstücke mussten bearbeitet werden, was aber auf einer herkömmlichen Säulenbohrmaschine nicht möglich war. Für diese speziellen Fälle hat Heinrich Mackenstedt eine große Ausleger-Bohrmaschine parat, die über einen Arbeitsradius von 1800 Millimeter verfügt; normal ist an einer Säulen-Bohrmaschine ein Arbeitsradius bis etwa 300 Millimeter.
In Offelten arbeitet er allein. Haus und Werkstattausstattung hat er komplett gepachtet, aber auch selbst noch eigene Maschinen aufgestellt. Serienprodukte, aber auch selbst entworfene Einzelstücke stellt er auf einer Freifläche an der Werkstatt aus. Kann er Aufträge zeitlich nicht erfüllen, stehen Kollegen in der Branche hilfreich zur Seite: »Man greift sich unter die Arme, wenn es erforderlich ist.«

Artikel vom 18.05.2006