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Kein Sennesee zu Lasten des Untersees


Zum Vorschlag der SPD, ein Gutachten zur Realisierung des Sennesees aus dem Gewinn der Stadtwerke zu fördern, ging dieser Brief ein:
Wenn man die Berichterstattung zur Entwicklung des Sennesees verfolgt, dann kann schon mal der blanke Zorn in einem hochsteigen.
Die BBF soll ein Betriebs- und Finanzierungskonzept für den Sennesee in Auftrag geben. Die hierfür erforderlichen 100 000 Euro könnten dem Gewinn der BBF-Mutter Stadtwerke Bielefeld abgezweigt werden. Schön formuliert: »Abgezweigt werden.« Genauso kommt es auch bei mir an.
Also ich stelle mir vor, ich vergebe als GmbH einen Auftrag, den dann ein Dritter bezahlt. Nette Idee. Der Dritte ist die Stadtwerke Bielefeld GmbH, die nicht zuletzt aufgrund der Einnahmen durch ihre Kunden, Gewinne erwirtschaftet hat. Hat mich schon mal jemand gefragt, ob ich das überhaupt möchte, dass an dieser Stelle die Gewinne eingesetzt werden? Vielleicht möchte ich sie ja viel lieber woanders eingesetzt sehen? Zum Beispiel zur Realisierung des Untersees?! Und wenn wir uns da nicht einigen können, dann möchte ich doch bitte in Form einer Rückvergütung an den Gewinnen meines Energielieferanten beteiligt werden.
Das geschilderte Verfahren führt dazu, dass der Untersee eine Beerdigung 1. Klasse erfährt. Wie war die Formulierung gleich noch? »Planungsruine«? Und etwaige Deckungslücken bei der Finanzierung des Sennesees könnten aus dem Verkauf von Flächen, die seinerzeit für den Untersee erworben worden waren, finanziert werde, meint SPD-Fraktionsvorsitzender Clausen. Und Herr Clausen versäumt auch nicht zu behaupten, der Sennesee werde von der Bevölkerung gewünscht. Sicher Herr Clausen, der Untersee aber auch! Und dass ausgerechnet der SPD-Fraktionsvorsitzende einen See, fast schon vor den Toren der Stadt favorisiert, das gibt einem doch zu denken. Für welche Bevölkerungsgruppe soll der See dort eigentlich gebaut werden? Für die »oberen 1000« von Bielefeld? Das ist Ausdruck sozialer Kompetenz auf Seiten der SPD nicht wahr? Man möge doch mal einer sozial schwachen Familie aus Baumheide erklären,warum es in Zukunft nicht reichen sollte, über die Herforder Straße hinüber runter ins Tal an den See gehen zu können. Wenn wir in einem See baden wollen, müssen wir in Zukunft mit dem Auto - wenn wir uns eines leisten können - in die Senne zum Sennesee fahren. Alternativ fahren wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Bis zur Endstation Linie 1 kommen wir ja, aber dann? Ist da eigentlich schon mal geklärt worden, wie der Sennesee über den ÖPNV erschlossen werden soll? Die sich abzeichnende Entwicklung geht jedenfalls voll zu Lasten der Stadtbezirke Schildesche und Heepen mit ihrer Bevölkerung insbesondere in Baumheide, Milse und Schildesche.
Wie gesagt: Ich bin nicht gegen den Sennesee. Ich bin sogar entschieden dafür. Allerdings bin ich dagegen, dass die Entstehung des Sennesees in welcher Form auch immer zu Lasten des Untersees geht. DETLEF NIEMEYER
33739 Bielefeld

Artikel vom 17.05.2006