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2600 Eingriffe an Kopf und Rücken

Neurochirurgische Tagung in Bethel


Bielefeld (sas). Der Schläfenlappen des Gehirns spielt bei Epilepsien eine große Rolle. Und er ist vergleichsweise häufig von Tumoren betroffen. Ihn zu operieren erfordert Fingerspitzengefühl und Routine. Denn dieser Temporallappen reicht bis ins Zentrum des Gehirns, ist zudem Sitz des Gedächtnisses und des limbischen Systems. Die diffizile Neurochirurgie des Temporallappens steht daher im Mittelpunkt einer Fachtagung. Ärzte aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland werden am Mittwoch in Bethel zur »Neurochiregio 2006« erwartet.
Zusätzlich erfährt Prof. Dr. Falk Oppel im Rahmen des Symposiums eine Würdigung: Er ist seit 20 Jahren Chefarzt der Neurochirurgie in Bethel. Und er hat die rasanten Entwicklungen seiner Disziplin nicht nur miterlebt, sondern weitgehend vorangetrieben. So war er der erste Neurochirurg in Deutschland, der erfolgreich endoskopische Eingriffe am Gehirn vorgenommen hat.
2600 neurochirurgische Eingriffe an Kopf und Wirbelsäule nehmen Oppel und sein Team alljährlich ein und belegen damit international eine Spitzenposition. Das Gros der Operationen ist Tumoren oder Gefäßmissbildungen geschuldet, 100 bis 150 Eingriffe gehören in den Bereich der Epilepsiechirurgie. Auch hierin war die Neurochirurgie in Bethel Vorreiter, noch heute werden Epilepsien nirgends so häufig operiert.
Zum Skalpell, betont Oppel, greifen die Neurochirurgen aber nur, wenn Patienten medikamentös nicht einzustellen sind. »Außerdem muss ein Herd, der für die Anfälle verantwortlich ist, auszumachen sein.« Die Bilanz kann sich sehen lassen: Für 80 Prozent der operierten Epilepsiekranken beginnt nach dem Eingriff ein neues Leben, sie sind dauerhaft von den Anfällen geheilt.
Eine erste Adresse ist die Neurochirurgie des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld auch in der Kinderchirurgie. Mehr als 100 Hirntumore werden hier operiert. »Die Zahl hat enorm zugenommen, wie überhaupt die Zahl der Hirntumore - ob gut- oder bösartig - gestiegen ist.« Eine Ursache vermag der 62-Jährige nicht zu nennen. »Wir wissen einfach nicht, warum.«
62 Betten hat die Neurochirurgie, hinzu kommen immer noch Patienten, die auf der Intensivstation liegen oder in der Kinderklinik betreut werden. Zehn Mediziner gehörten zu Oppels Team, als er in Bethel anfing, heute sind es doppelt so viele, darunter immer auch Stipendiaten aus aller Herren Länder, die sich in Bielefeld weiterbilden wollen.

Artikel vom 15.05.2006