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Wirtschaft mit viel Dynamik

Stärkster Aufschwung seit 2000

Wiesbaden (dpa). Lange wurde der Aufschwung herbeigeredet - jetzt belegen die harten Daten ein erstes Frühlingserwachen der deutschen Wirtschaft. Angeschoben vom Export, den Investitionen und erstmals auch wieder vom Konsum ist der Konjunkturmotor in Deutschland angesprungen.

Die Stagnation vom Jahresende 2005 ist überwunden und das klassische Aufschwungmuster greift. Die Euphorie und überschäumende Stimmung ist laut Volkswirten aber fehl am Platz. Das Wachstum von 0,4 Prozent im ersten Quartal bleibt mager und verweist Deutschland im Vergleich zu anderen Euro-Ländern ins Mittelfeld. Ökonomen sprechen von einem »moderaten Aufschwung« und einem »bescheidenen Gipfelsturm«.
»Mir ist unklar, woher die Optimisten, die von zwei Prozent Wachstum oder mehr für dieses Jahr ausgehen, ihre Zuversicht ziehen«, sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrates, Bert Rürup, und warnte vor übertriebenem Konjunkturoptimismus. Die Wirtschaft soll in diesem Jahr bereinigt um 1,9 Prozent wachsen - das wäre zwar deutlich mehr als in den beiden Vorjahren mit je 1,1 Prozent. Was die Deutschen als Erholung feiern, würde in den USA mit seinen deutlich über drei Prozent Jahreswachstum aber nur als »harte Landung« gewertet, kritisierte das Wall Street Journal kürzlich. Ein richtiger Aufschwung sieht anders aus - mit Wachstumsraten mehr als zwei Prozent über mehrere Jahre hinweg. Damit rechnet aber kein Ökonom.
»Die neuen Daten bringen die Erwartungen auf ein realistisches Niveau«, sagt der Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater. Einig sind sich die Experten, dass aus der gefühlten wirtschaftlichen Belebung mehr und mehr eine handfeste Erholung wird. »Wir stecken mitten im Aufschwung und werden im Sommer den Höhepunkt erreichen.« Anders als in den Vorjahren soll die Wirtschaft in diesem Jahr stetig zulegen. Im ersten Quartal habe der ungewöhnlich lange Winter das Wachstum, zum Beispiel am Bau, beeinträchtigt. Mit prall gefüllten Auftragsbüchern könnten die Firmen diesen Rückstand bald aufholen und im zweiten Quartal zu einem kräftigeren Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent beitragen.
Das Wachstum steht in diesem Jahr erstmals seit drei Jahren wieder auf mehreren Beinen. Die deutschen Exporte - vor allem im Maschinenbau - florieren dank der starken Weltkonjunktur.

Artikel vom 12.05.2006