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Deutsche helfen in Ägypten

Ärzteteam operiert in Luxor ehrenamtlich 15 bedürftige Menschen

Von Reinhard Kehmeier
Bad Oeynhausen (WB). Deutsche Ärzte helfen ehrenamtlich in Ägypten, weil sich dort viele Menschen lebensrettende Operationen nicht leisten können.

Weltweit lässt das Herz- und Diabeteszentrum (HDZ) Bad Oeynhausen Kliniken und Patienten in humanitären Aktionen minderbemittelte Menschen an seinen medizinischen Erfolgen teilhaben. Mit einer großen Klinik in Luxor im südlichen Ägypten startet in der kommenden Woche ein Pilotprojekt.
Fünf Mitarbeiter des HDZ, drei vom Herzzentrum Krefeld und weitere Mediziner aus Holland sind mit dem deutsch-ägyptischen Ärztebund eine Kooperation eingegangen, die in den Aufenhalt vom 19. bis 25. Mai in der antiken Metropole am Nilufer mündet. Initiator ist der Ägypter Dr. Aly El Banayosy, Leiter des Kunstherzprogramms der Klinik für Thorax und Kardiovaskularchirurgie am HDZ und Mitglied im Deutsch-Ägyptischen Ärzteverein. »In der Staatlichen Klinik Luxor werden wir 15 bis 20 bedürftige Ägypter operieren. Vorgesehen sind Herzklappenersatzoperationen und die Einpflanzung von Bypässen. Da die Behandlungen das fünf- bis sechsfache wie hierzulande kosten würden, könnten sich nur wenige Menschen die Operationen leisten und müssten lange dafür sparen.« Nach dem deutschen Standard sollen sie jetzt behandelt werden. Unter anderem sind 50 bis 100 kardiologische Untersuchungen und ebensoviele in anderen Fächern vorgesehen. Die Nachbehandlung werden die Ägypter in ihren Familien verbringen. Rehabilitationen wie in Deutschland gelten als weltweit vorbildhaft und weitgehend einmalig.
»Als gebürtiger Ägypter, der heute in Deutschland lebt, empfinde ich es als Verpflichtung, in meinem Heimatland ohne Bezahlung zu helfen und damit einen kleinen Teil zu leisten, dass es den Menschen besser geht.. Die Holländer sind uns da schon voraus«, erklärt Dr. Aly El Banayosy, »ein deutsch-holländischer Ärzteverein ist schon seit längerem in Ägypten tätig. Das Krankenhaus in Luxor gehöre zur Peripherie des Landes und arbeite mit geliehenen Mannschaften: »Hier ist der Bedarf kleiner als in Kairo.«
Die Teilnehmer der Hilfsaktion kennen sich zum Teil schon von anderen Projekten. So hat Rainer Meschede, Fachkrankenpfleger für Intensiv- und Anästhesiepflege, Statitionsleiter der Intensivstation schon vor acht Jahren an einem vierwöchigen Aufenthalt in Damaskus teilgenommen, wo ein neues Herzzentrum eingeweiht wurde und Krankenschwestern eingearbeitet werden mussten. Kooperationen finden mit Hospitationen unter anderem in Indonesien und Japan statt.
Dr. Maged El Naggar, ebenfalls Ägypter, Arzt der Herzchirurgischen Intensivstation der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie am HDZ, wird die Gruppe begleiten, der Arzt Dr. Farah aus Krefeld, ehemaliger Mitarbeiter in Bad Oeynhausen, weiterhin die Fachkrankenpfleger für den Operationsdienst, Uwe Schwengel und Kai Oliver Marx sowie die Krankenschwester von der Intensivstation, Esther Feldkamp.
Lokale Sponsoren ermöglichen den Flug und die Freistellung des Personals für eine Woche sowie die Beschaffung des benötigten medizinischen Materials. Kontakte per E-Mail und per Telefon nach Ägypten sorgen neben Vorbereitungstreffen dafür, dass die anstrengende Arbeitswoche möglichst reibungslos verläuft. Und ein Ausflug ins Tal der Könige am andern Ufer des Nils soll bei allem Stress nicht fehlen.

Artikel vom 12.05.2006