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Giro-Journal
Von Jörg Ludewig


Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was hier los ist. Während ich gerade die Giro-Gedanken zu meinen Freunden von der Medienfabrik Gütersloh durchtelefoniere, steigt mein Teamkollege Sergej Gontschar als neuer Träger des rosa Trikot aufs Siegerpodest. Das ist Gänsehautfeeling pur.
Dieses tolle Mannschaftszeitfahren, ist mein bisher größter sportlicher Erfolg. Mittendrin zu sein und ein bisschen Anteil daran zu haben, ist ein tolles Gefühl.
Unterwegs war es hammerhart. Ich war zum ersten Mal in diesen Magenta-Zug mit den drei Zeitfahrweltmeistern Ullrich, Honchar und Rogers eingespannt. Die Strecke war optimal, bis auf zwei Autobahnbrücken total eben, es herrschte kaum Wind. Wir haben super harmoniert, da fühlst du dich wirklich als ein Neuntel dieses Kreisels. Meine Beine waren stark. Das Schwierige war für mich, als Mann hinter Rogers das hohe Tempo von knappen 60 zu halten, wenn er aus dem Wind geht. Das heißt Vollgas, Anschlag. Lieber drei oder vier Sekunden weniger Führungsarbeit leisten, Hauptsache der Mann hinter dir kann im gleichen Schwung fahren und muss nicht erst wieder beschleunigen.
Wir haben für die 38 Kilometer 36:57 Minuten gebraucht, das ist ein Schnitt von über 56 km/h. Bei mir stand permanent Puls 180 auf der Uhr. Eineinhalb Kilometer vor dem Ziel musste ich dann abreißen lassen. Aber das war o.k. - lieber auf der Strecke das Letzte aus dir rausquetschen und zum Finale aussteigen als unterwegs Reserven zurückzuhalten. Denn es reicht ja, wenn fünf mit der Top-Zeit das Ziel erreichen. Ich habe die Erwartungen bestätigt, das Team ist mit mir zufrieden, und ich bin es auch.

Artikel vom 12.05.2006