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Hautkrebs-Gefahr wächst

Jährlich mehr als 200 000 neue Fälle in Deutschland - vor Sonne schützen

Von Wolfgang Schäffer
Berlin (WB). Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken an Hautkrebs. Allein in diesem Jahr werden nach Einschätzung von Fachmedizinern mehr als 200 000 neue Fälle von Hellem Hautkrebs auftreten.

Professor Wolfram Sterry, Direktor der Klinik für Dermatologie, Neurologie und Allergologie der Charité Universitätsklinikum der Humboldt-Universität zu Berlin, prognostiziert eine »Verdoppelung der Fallzahlen alle sieben bis zehn Jahre«. Aktuell erkranken seinen Worten zufolge 15 000 bis 20 000 Menschen pro Jahr am bösartigen schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom). Von der weltweit häufigsten Hautkrebsform, dem Basalzellkrebs (Basaliom) sind 150 000 Menschen betroffen, weitere 50 000 leiden am Stachelzellkrebs.
Noch dramatischer ist die Verbreitung der Aktinischen Keratose. Bis vor kurzem noch als Vorstufe zum Hellen Hautkrebs eingestuft, sind sich fast alle Spezialisten inzwischen einig, dass es sich um eine Frühform der Erkankungen handelt. Sterry, der auch Präsident der Deutschen Dermatologische Gesellschaft ist: »Derzeit ist jeder zweite Erwachsene über 60 Jahren davon betroffen. Das Risiko von heute Geborenen, im späteren Leben eine Aktinische Keratose zu bekommen, beträgt schon mehr als 90 Prozent. Sterry weist in diesem Zusammenhang auf die Entwicklung der vergangenen 50 Jahre hin. »Das Risiko hat sich in einem halben Jahrhundert von 1:35 000 auf nun 1:75 erhöht. In Australien stehen die Chancen auf Hautkrebs gar bei 1:20. Davon sind wir nicht mehr weit entfernt.«
Betroffen vom Basalzellkarzinom seien meist »Sonnenterrassen« wie Schädel, Nase, Ohren, Hände oder Unterarme. Wer sich in Beruf oder Freizeit häufig in der Sonne aufhalte, sei besonders gefährdet. »Solche Karzinome wachsen oft über Jahre, ohne Beschwerden zu verursachen. Der Patient geht erst dann zum Arzt, wenn eine Wunde entsteht, die nur schlecht heilt«, sagt Professor Eggert Stockfleth, vom Haut Tumor Centrum der Charité (HTCC). Unbehandelt wachse der Krebs tief ins Gewebe ein und zerstöre darunter liegende Strukturen.
»In den meisten Fällen greifen die Ärzte deshalb zum Skalpell, um den Tumor operativ zu entfernen. Mittlerweile gibt es aber als alternative die Behandlung mit dem Wirkstoff Imiquimod. Mit dieser Creme gelingt es, das oberflächliche Basalzellkarzinom narbenfrei zum Abheilen zu bringen.« Stockfleth weist auf weltweite Studien hin, in denen bis zu 90 Prozent der Patienten anschließend keine sichtbaren Krebszellen mehr hatten.
Dessen ungeachtet weisen beide Krebs-Spezialisten nachdrücklich darauf hin, dass sich die Menschen besser vor intensiver Sonneneinstrahlung schützen müssen.Unter anderem auch, weil die Ozonschicht über der Arktis stärker als je zuvor abgenommen hat. Mitteleuropa ist davon betroffen, da die arktischen Luftmassen regelmäßig in südlichere Breiten vordringen. »Ohne den Menschen den Spaß am schönen Wetter nehmen zu wollen, zu sorgloses Sonnenbaden ist gefährlich.« Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor, lichtundurchlässige Kleidung, Kopfbedeckungen und schattige Plätzchen seien eine gute Vorsorge und besser als jede Behandlungsmethode.

Artikel vom 12.05.2006