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Acht Tage Haft
drohen nach
»Knöllchen«

Sennestädter hat Ärger mit Behörden

Von Stefanie Westing
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Als der Postbote am Mittwoch mit einem Einschreiben bei Trevor Elsom in Sennestadt klingelte, glaubte der zunächst an einen schlechten Scherz. Las er doch schwarz auf weiß in dem Brief, dass er knapp 500 Euro an die belgischen Behörden überweisen soll - oder für acht Tage dort ins Gefängnis muss.

Was war passiert? »Irgendwann, vor etwa zwei Jahren, bekam ich einen Brief aus Belgien. Weil am 27. Mai 2004 eines meiner Autos auf der Autobahn in der Nähe von Gent 15 Stundenkilometer zu schnell gefahren sei, sollte ich 160 Euro bezahlen. Ich habe ein Maschinenbau-Unternehmen, verschiedene Leute steuern meine Autos. Daher habe ich den belgischen Behörden mitgeteilt, das Fahrzeug gehöre zu meiner Firmenflotte, ich könne aber den Führer nicht ermitteln«, berichtet der 57-jährige Brite, der seit 35 Jahren in Sennestadt wohnt.
Vielleicht vier Wochen später stand die Polizei aus Brackwede vor seiner Haustür. »Amtshilfe«, begründet Elsom. »Laut Grundgesetz kann ich aber nicht gezwungen werden, mich selbst oder meine Familie zu belasten. Das haben die Beamten auch so gesehen und sind wieder gegangen.« Für den Sennestädter war die Sache damit eigentlich erledigt.
Bis am 14. April 2005 eine Vorladung von der belgischen Justiz ins Haus flatterte. Inhalt: Elsom habe am 24. Juni um 9 Uhr vor dem Polizeigericht in Dendermonde in der Nähe von Antwerpen zu erscheinen, »um seine Unschuld zu beweisen«. Daraufhin schaltete der 57-Jährige seinen Anwalt ein. Der teilte den belgischen Behörden mit, dass der Aufwand zu groß sei, aus Bielefeld nach Belgien zu fahren, so dass sein Mandant dann doch lieber die 160 Euro bezahlen würde, und bat darum, den Bescheid noch einmal zu übersenden. Dies passierte kurz danach, Elsom bezahlte. Zum zweiten Mal schloss er gedanklich mit der Geschichte ab. Und wieder täuschte er sich.
Denn am vergangenen Mittwoch hatte der Postbote ein weiteres Einschreiben in seiner Tasche. »Weil ich nicht zur Verhandlung erschienen bin, gelte ich als schuldig und soll knapp 500 Euro bezahlen - oder acht Tage ins Gefängnis gehen«, empört sich Trevor Elsom. Nicht nur, dass er bereits gezahlt hat, regt ihn auf - auch die Tatsache, dass die Verhandlung vor fast einem Jahr stattgefunden hat und er erst jetzt das Urteil zugestellt bekam. Elsom fühlt sich erpresst: »Denn wenn ich die 500 Euro nicht zahle und zufällig angehalten werde, wenn ich das nächste Mal in Belgien bin, wandere ich ins Gefängnis.«
Um das zu verhindern, hat der 57-Jährige vieles versucht. »Ich wollte Hilfe von heimischen Politikern erbitten - vergeblich«, sagt Elsom. Er fand niemanden, der ihm weiterhelfen konnte - oder wollte.
Elsoms Anwalt will nun noch einmal versuchen, die ganze Geschichte bei den belgischen Behörden richtig zu stellen. Wenn das nicht gelingt, wird der 57-Jährige zahlen - zähneknirschend. »Und nur, weil ich keine andere Wahl habe.«

Artikel vom 12.05.2006