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Sevilla lässt den
Prinzen tanzen

Middlesbrough kommt da nicht mit

Eindhoven (dpa). Als die Fiesta begann, hielt es selbst Kronprinz Felipe nicht mehr auf seinem Platz. Zusammen mit Prinzessin Letizia und den Profis des FC Sevilla tanzte der spanische Thronfolger auf dem Rasen ausgelassen im Konfettiregen.Andalusische Nacht in Eindhoven: Sevillas Spieler präsentieren stolz den »Pott«.
Das deutliche 4:0 (1:0) über den FC Middlesbrough im UEFA-Cup-Finale von Eindhoven und der erste internationale Titelgewinn des Vereins stimmten auch Trainer Juande Ramos euphorisch: »Für eine Woche ist Sevilla Europas Fußball-Hauptstadt. Das macht mich unheimlich stolz.«
Neidisch verfolgten die Verlierer das muntere Treiben. Das jähe Ende einer märchenhaften Erfolgsgeschichte machte vor allem Steve McClaren sichtlich zu schaffen. Noch schlechter dürfte es um die Laune des in Middlesbrough scheidenden künftigen englischen Nationaltrainers bestellt gewesen sein, als er am Morgen nach der deftigen Niederlage die heimischen Zeitungen aufschlug. Von einem »Albtraum-Abschied« schrieb der »Daily Mirror«, und die »Sun« gar von einem vermeintlich bösen Omen für die nahe WM: »Hoffen wir, dass das kein Vorgeschmack auf die Dinge ist, die noch kommen mögen.«
Dem schnellen Kombinations- und Laufspiel der Andalusier hatten die biederen Engländer nur wenig entgegenzusetzen. Bis auf eine Drangperiode zu Beginn der zweiten Hälfte, als der Tabellen-14. der Premier League nach Luis Fabianos Führungstor (27.) auf den Ausgleich drängte, bestimmte Sevilla die Partie. Der Doppelschlag des Italieners Vincenzo Maresca (78./84.) war der Auftakt zu einer andalusischen Nacht in Eindhoven, der letzte Treffer des eingewechselten Frédéric Kanouté ging fast schon im Jubel unter.
Gelingt es Sevilla darüber hinaus, in der Primera Division am Tabellenvierten CA Osasuna vorbeizuziehen und sich damit für die Champions League zu qualifizieren, wäre Trainer Ramos ein langfristiger Vertrag sicher. »Ich bin restlos zufrieden«, erklärte er.
McClaren war hingegen das Lachen vergangen. Wenige Wochen vor dem Amtsantritt als Nachfolger von Nationalcoach Sven Göran Eriksson schlug ihm die Höhe der Niederlage aufs Gemüt. Eine Teilschuld sprach er Schiedsrichter Herbert Fandel zu, weil der deutsche FIFA-Referee kurz vor dem 0:2 bei einem angeblichen Foul von Javi Navarra an Mark Viduka nicht auf Strafstoß entschied: Neutrale Beobachter aber attestierten dem Pianisten aus Kyllburg eine souveräne Vorstellung.

Artikel vom 12.05.2006