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Leistungsfähig
und äußerst kreativ

Aktuelle Lage der Bekleidungsindustrie

Von Klaus Brinkmann
Herford (WB). Die deutsche Bekleidungsindustrie gehört im internationalen Vergleich zu den leistungsfähigsten Anbietern der Welt. Ihre Stärke liegt darin, den Kunden ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten, kreative Aussagen in tragbare und gut verkäufliche Mode umzusetzen und eine perfekte Passform zu bieten.

Die Branche hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark internationalisiert und produziert heute als »Global Player« an allen Standorten dieser Welt. Da sie im internationalen Vergleich zu den ersten Branchen gehört, die diese Schritte unternommen hat, besteht ein jahrzehntelang gewachsenes perfektes Logistik-Knowhow, das trotz dieser Komplexität der Beschaffungsketten eine hohe Lieferzuverlässigkeit ermöglicht.
Die Bekleidungsindustrie in Nordrhein-Westfalen stellt mit 101 Betrieben (2004) 21 Prozent der Branchen-Unternehmen in Deutschland. Sie erwirtschaftete 2004 einen Umsatz von 2,658 Milliarden Euro, was einen Anteil am gesamtdeutschen Umsatz von 29,6 Prozent bedeutet. Die Schwerpunkte der Bekleidungsindustrie in NRW liegen insbesondere in den Regierungsbezirken Detmold und Düsseldorf, wobei Ostwestfalen-Lippe knapp 40 Prozent der Beschäftigten stellt. Viele Unternehmen mit bekannten Marken sind hier angesiedelt, darunter Seidensticker und Windsor (Bielefeld), Gerry Weber (Halle), Brax, Ahlers und unsere Brinkmann-Gruppe mit der Marke bugatti (Herford).
Die aktuelle Situation der Branche ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Konzentration im Handel und einem weiterhin ungebremsten Zuwachs an textilen Verkaufsflächen. Dies führt zu ruinösen Preiskämpfen, die, wie die Rabattschlachten der vergangenen Jahre zeigten, kaum zu mehr Umsätzen, aber zu deutlich verringerten Renditen geführt haben. Verschärft wird diese Situation durch das Erstarken vertikaler Angebotsformen und die zunehmenden Erfolge von Tchibo, Lidl und Co., die dem traditionellen Fachhandel das Leben schwer machen. Dennoch konnte die deutsche Bekleidungsindustrie und insbesondere auch die erfolgreichen Unternehmen in Nordrhein-Westfalen 2005 erneut ihre Umsätze steigern, indem sie weiterhin auf den Export setzte und mit gutem Erfolg ihren an sich schon hohen Exportanteil kontinuierlich in die Nähe der 40-Prozent-Grenze treibt. Dabei sind die europäischen Märkte noch längst nicht ausgereizt. Es gibt in Richtung Osten noch viele interessante Exportchancen, die sich in dem Maße entwickeln, wie sich die neuen Beitrittsländer der EU entwickeln.
Ein zunehmend interessanter Markt ist auch Russland, was sich schon an der Tatsache ablesen lässt, dass die Modemesse in Moskau (Collection Première Moscow) mittlerweile die größte Auslandsbeteiligung der deutschen Bekleidungsindustrie aufweisen kann. Im Ergebnis werden die Unternehmen der deutschen Bekleidungsindustrie diesen Weg konsequent und kontinuierlich weiterverfolgen und ihre Zuwächse systematisch durch die Eroberung der Auslandsmärkte erreichen.

Artikel vom 18.05.2006