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Ehrgeizig, willensstark und direkt

Yasuhiko Okudera malt mit Worten: ein Japaner und sein Deutschland-Bild


Tokio (dpa). Die Deutschen sind ehrgeizig, direkt und hartnäckig. Zu dieser Einschätzung kommt Yasuhiko Okudera, einst Stürmer bei den Bundesligisten 1. FC Köln und Werder Bremen. In der japanischen Tageszeitung »Nihon Keizai Shimbun« gab der heutige Manager des Yokohama FC gestern den Lesern einen Einblick in die »germanische Seele«.
Die Deutschen seien sehr willensstark und gingen immer mit dem Vorsatz, keinesfalls zu verlieren, in einen sportlichen Wettkampf. »Sie hassen es, Niederlagen anzuerkennen und sich dafür zu entschuldigen und finden viele Ausreden«, sagte der Japaner. Okudera muss es wissen: Schließlich verfügt er über neun Jahre Erfahrung in der Bundesliga.
Wenn die Deutschen auf Fehler hingewiesen würden, leisteten sie erstmal heftige Widerrede. Das sei nicht nur auf dem Spielfeld so. Wenn es um Fußball gehe, seien die Deutschen mit großem Ernst dabei. Sich während des Trainings mal Witze zu erzählen, komme so gut wie nicht vor, und wenn jemand mal dummes Zeug mache, werde er gescholten.
Das heißt nicht, dass die Deutschen keinen Humor haben. Was Okudera sagen will ist wohl eher, dass die Deutschen sich eben genau einzustellen wissen: wenn gearbeitet wird, wird nun mal eben nicht herumgealbert.
Das sei andererseits vermutlich auch der Grund, dass es im Spiel der Deutschen nur wenig Unerwartetes gebe. Es gehe um den direkten Angriff, trickreiches Spielen mit Antäuschungen seien dagegen weniger ihre Sache. Doch leider, so stellte Okudera zugleich fest, hätten die Deutschen ihre frühere Stärke verloren, ein Spiel herumzureißen, wenn der Gegner in Führung gehe. Das mag nicht nur daran liegen, dass andere Länder inzwischen stärker geworden seien, sondern auch an einem Mangel an Führungspersönlichkeiten wie ein Lothar Matthäus, der die Mannschaft zu einer eiserner Truppe zusammenschweißen konnte, wie Okudera sagt.

Artikel vom 12.05.2006